Dr. Müller-Dannecker, Berlin:
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr verehrte Damen und Herren!
Als ich 1983 zum ersten Mal an einem Deutschen Ärztetag teilnahm,
hat mich furchtbar in Rage gebracht - vielleicht erinnert sich der
eine oder andere noch daran -, wie damals das in Schwarz und Grau
gekleidete männliche Publikum unbedingt wollte, dass die Zahl
der Medizinstudenten reduziert wird. Umso erstaunlicher ist es -
da muss ich mich meinem Vorredner anschließen -, dass wir
jetzt einen Ärztemangel beklagen müssen.
Ich erinnere an die Ausführungen von Herrn Lasch: In der Tat
ist es so, dass der Spaß an unserer Arbeit erheblich abgenommen
hat. Wir müssen uns fragen: Was hat die Attraktivität
des Arztberufs genommen? Da komme ich zu Antworten, die zeigen,
dass wir an dieser Entwicklung nicht ganz unschuldig sind. Ich meine,
dass die Einführung des AiP ein erheblicher Fehler war, dass
die Ausbeutung, welche die jungen Kolleginnen und Kollegen in dieser
Phase erleben, unglaublich demotivierend ist.
Die Einführung der befristeten Weiterbildungsverträge
war der Preis dafür, dass man AiP-Stellen schafft. Dies wiederum
hat erhebliche Auswirkungen in der Richtung gehabt, dass die Chefärzte
machen konnten, was sie wollten, weil die jungen Kolleginnen und
Kollegen abhängig waren und sind. Wir haben schlechte Weiterbildungsbedingungen
auch dadurch, dass die Egoismen zwischen den Abteilungen dazu führen,
dass strukturierte Weiterbildungen nicht möglich sind.
Es ist nicht einmal mehr attraktiv, sich niederzulassen, weil die
finanzielle Situation der niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen
alles andere als sicher ist.
Das sind die Punkte, die uns den Spaß an unserem Beruf nehmen.
Deshalb fordere ich dazu auf, alle Anträge zu unterstützen,
die auf eine Abschaffung des AiP hinauslaufen. Meiner Meinung nach
hätte der AiP nie eingeführt werden dürfen.
(Beifall)
Wir müssen unbedingt fordern, dass die Befristung von Weiterbildungsverträgen
abgeschafft wird. Es muss wieder unbefristete Verträge mit
einer strukturierten Weiterbildung geben.
Darüber hinaus müssen wir die Arbeit im Krankenhaus entbürokratisieren.
Ich sehe ein, dass heutzutage mehr dokumentiert werden muss als
früher, dass die Ressourcen knapp sind. Wir müssen zumindest
Arzthelferinnen an unserer Seite haben, damit wir nicht permanent
mit der Pflege kämpfen müssen. Ich habe den Satz "Das
ist nicht meine Aufgabe!" satt.
Wir haben Verhandlungen mit den Kassen zu führen, damit wir
endlich von der Flut der unsäglichen Anfragen befreit werden,
warum die Patienten von uns behandelt werden. Das ist Beschäftigungstherapie;
diese Zeit geht für die Arbeit mit den Patienten verloren.
Beim Qualitätsmanagement müssen wir aufpassen, dass wir
keine Datenfriedhöfe schaffen, sondern gezielte Fragestellungen
gezielt untersuchen in bestimmten Stichprobeneinheiten, damit wir
nicht nur um des Dokumentierens willen dokumentieren, ohne dass
daraus irgendwelche Konsequenzen resultieren.
Wir müssen im niedergelassenen Bereich endlich wieder gesicherte
Einkommen schaffen, damit es wieder Spaß macht, am Patienten
zu arbeiten.
Herzlichen Dank.
(Beifall)
Prof. Dr. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer
und des Deutschen Ärztetages:
Vielen Dank, Frau Müller-Dannecker. - Die nächste Wortmeldung
kommt von Herrn Bodendieck.
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