TOP I : Gesundheits-, Sozial- und ärztliche Berufspolitik

1. Tag: Dienstag, 28. Mai 2002 Nur Nachmittagssitzung

Dr. Bartsch, Sachsen:

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Hohes Präsidium! Wir haben den Antrag I-14 gestellt - er liegt noch nicht umgedruckt vor -, der sich wiederum mit der Angleichung der Honorierung ärztlicher Leistungen in den neuen Bundesländern an das Niveau der westlichen Bundesländer beschäftigt. Das wurde vom Deutschen Ärztetag schon mehrfach beschlossen. Wir möchten, dass der Begriff "unverzüglich" auftaucht. Es ist nicht mehr tragbar, dass zwölf Jahre nach der Wiedervereinigung die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen nur 77 Prozent der Vergütung ihrer westlichen Kollegen erhalten. Diese 77 Prozent sind immerhin schon ein gewisser Fortschritt.

Wir werden immer wieder mit dem Argument überschüttet, dass der Vertrag über die deutsche Vereinigung es nicht zulässt, dass eine sofortige Angleichung erfolgt. Aber zwölf Jahre nach Beendigung dieses Prozesses sollte dies, so denke ich, doch möglich sein.

Wir haben uns zu diesem erneuten Antrag nicht deshalb entschieden, weil die Honorierung der ärztlichen Leistung im Vordergrund stehen sollte, sondern wir haben uns ernstlich Gedanken gemacht, weil wir im ambulanten Bereich die zukünftige ärztliche Versorgung gefährdet sehen. Dasselbe gilt für den stationären Bereich. Die Altersstruktur in den neuen Bundesländern - das haben Sie heute Vormittag alles begründet vorgetragen bekommen; ich brauche dazu nicht noch einmal Stellung zu nehmen - ist bedenklich. Die Mehrzahl der Kolleginnen und Kollegen ist 55 bis 65 Jahre alt, sodass in den nächsten zehn Jahren über 30 Prozent der Ärztinnen und Ärzte ihren Beruf aufgeben werden. Es ist kein Nachwuchs vorhanden. Während in der gesamten Bundesrepublik 38 Prozent der Studienanfänger nicht im Beruf ankommen, sind es in den neuen Bundesländern 62 Prozent. Sie müssen uns bitte abnehmen, dass wir die Patientenversorgung als gefährdet ansehen.

Frau Haus, ich möchte gern auf Ihr Argument eingehen, dass wir uns nicht mit dem Niveau, das im Westen vorhanden ist, zufrieden geben sollten. Wir wollten einen realisierbaren Antrag stellen, der zunächst die Angleichung vorsieht. Anschließend können wir gemeinsam dafür kämpfen, dass unsere Leistungen angemessen vergütet werden.
Ich danke Ihnen.

(Vereinzelt Beifall)

Prof. Dr. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:

Schönen Dank, Herr Bartsch. - Als nächster Redner bitte Herr Henke vom Vorstand der Bundesärztekammer.

© 2002, Bundesärztekammer.