TOP I : Gesundheits-, Sozial- und ärztliche Berufspolitik

2. Tag: Mittwoch, 29. Mai 2002 Vormittagssitzung

Dr. Mayer, Bayern:

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich spreche zum Antrag 10 a von Herrn Ikonomidis und Kollegen. Meines Wissens gibt es ähnlich lautende Anträge, die mir aber noch nicht vorliegen. Ich möchte zunächst Folgendes vorausschicken: Unsere Generation, sowohl die Älteren unter uns als auch die Jüngeren, ist nicht bereit, wie unsere Väter in ihrem Beruf in den Sielen zu sterben. Hier hat sich die Lebenseinstellung geändert.

Trotzdem bitte ich Sie, meinen Ausführungen zuzuhören. Zunächst einmal ist der Arztberuf ein freier Beruf. Dies sollte dokumentiert werden, indem die 68er-Regelung aufgehoben wird. Herr Oesingmann hat neulich in einem Artikel im "Deutschen Ärzteblatt" erwähnt, dass europaweit die freien Berufe sehr gefährdet seien. Ich meine, wir könnten dem auch dadurch entgegenwirken, dass wir hier entsprechend abstimmen.

Wir haben bereits - das wird sich noch fortsetzen - den Ärztemangel diskutiert. Ich meine, es wäre ein Beitrag, diesen Ärztemangel zu entschärfen, wenn auch nur in Details, wenn die 68er-Regelung aufgehoben würde. Wie erfolgt das in der täglichen Praxis? Wir wissen schon aufgrund von Jobsharing-Modellen und Ähnlichem, was sich heute als Gemeinschaftspraxis darstellt: Das bedeutet zunächst eine Entlastung für den Jüngeren, es bedeutet auch eine Entlastung für den Älteren. Wir können eine kooperative Tätigkeit ausüben, wie wir sie von der Klinik her gewohnt sind.

Darüber hinaus bedeutet das eine besondere Art der Fortbildung: Der ältere Kollege kann vom jüngeren Kollegen lernen, der jüngere Kollege vom älteren Kollegen. Ferner werden so auf moderate Art und Weise dem jüngeren Kollegen die Grenzen der technischen Medizin aufgezeigt. Ebenso lernt er einen distanzierten Umgang mit den therapeutischen Innovationen. Das wäre auch ein Beitrag zur Kostendämpfung.

Sowohl für den jüngeren als auch für den älteren Kollegen würde das eine neue Art von Lebensqualität bedeuten. Die Einstellung zu Beruf, Alltag und Freizeit hat sich auch im Arztberuf geändert. Ich meine, es wäre sinnvoll, das zu überlegen.

Ferner müsste ein Kollege nicht abrupt mit 68 Jahren seine berufliche Tätigkeit beenden, auch wenn er noch so rüstig ist. Er kann sich dann mit einem neuen Lebensgefühl in den Ruhestand verabschieden.

Deswegen möchte ich Sie herzlich bitten, diesem Antrag zuzustimmen.

Vielen Dank.

(Vereinzelt Beifall)

Prof. Dr. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:

Vielen Dank, Herr Kollege Mayer.

Es gibt jetzt einen Antrag zur Geschäftsordnung von Herrn Dr. Kütz aus Bremen. Möchten Sie Ihren Antrag mündlich erläutern, Herr Kollege? - Nein. Herr Kütz beantragt Schluss der Debatte; ich nehme an: zu diesem Tagesordnungspunkt. Möchte jemand gegen diesen Antrag auf Schluss der Debatte sprechen? - Formal. Wer möchte dem Antrag auf Schluss der Debatte zustimmen? - Wer ist dagegen? - Das dürfte die Mehrheit sein. Damit ist die Debatte noch nicht beendet; wir diskutieren weiter.

Der nächste Redner ist Herr Dr. Dehnst aus Westfalen-Lippe. Bitte schön.

© 2002, Bundesärztekammer.