Prof. Dr. Dr. habil. Schulze, Vorstand der Bundesärztekammer:
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die
exzellenten Referate haben uns gezeigt, dass Standardisierung versus
Individualisierung kein Gegensatzpaar ist, sondern nach Sackett
letztlich ein sich ergänzendes System darstellt, wie hier ausgeführt
wurde. Die Geschichten rund um die Disease-Management-Programme
bedürfen einer weiteren Kommentierung durch jemanden, der seitens
der Bundesärztekammer mit in diesen Entscheidungsprozess eingebunden
war.
Es handelt sich eigentlich um eine integrierte Versorgung, die wir,
glaube ich, sehr gut kennen und nicht erst durch einen Kassenprotektionismus
übergestülpt bekommen müssen.
(Vereinzelt Beifall)
In dem Papier des Sachverständigenrats steht: 50 bis 60 Strukturprobleme
sind in den Ländern in Verträgen behandelt worden. Nicht
zuletzt haben die Hausärzte und die Diabetologen in Sachsen,
Bayern und Nordrhein-Westfalen sehr wohl gezeigt, wie eine solche
integrierte Versorgung auf den Weg zu bringen ist, ohne diesen Kassenprotektionismus.
Ich komme nun auf § 137 f zu sprechen, weshalb der Koordinierungsausschuss
einberufen wurde; das wurde als Aufgabe für die Selbstverwaltung
deklariert. Man muss klar sagen, dass die Kassen zu einem frühen
Zeitpunkt eine Arztgruppe "eingekauft" hatten, die ein
sehr schwierig zu diskutierendes Papier als Tischvorlage produziert
hatte. Bemerkenswerterweise hat diese Gruppe auch zu den drei weiteren
Diagnosen auf dem Boden einer angeblich evidenzbasierten Medizin
Tischvorlagen erstellt.
Für die Vertreter der Bundesärztekammer und der Kassenärztlichen
Bundesvereinigung war es sehr schwierig, in der vorgesehenen Zeit
von etwa zehn Wochen das Ziel, eine solche Struktur bis zum 1. Juli
zu erarbeiten, zu erreichen. Die Kritik an diesem in der Sache als
integrierte Versorgung wichtigen und richtigen Weg richtet sich
an Gesetzgeber und Kassen. In einem - ganz locker ausgedrückt
- Schweinsgalopp ist versucht worden, durch Kassendominanz einen
Protektionismus zu installieren, auch vom Stimmverhalten her. Das
Schiff sollte in diese Richtung gedrängt werden. Über
die schädliche unmittelbare Koppelung an den Risikostrukturausgleich
ist hier schon mehrfach gesprochen worden.
Wir fordern ganz generell eine Nachbesserung beim Erstellen dieser
Disease-Management-Programme, auch wenn wir uns auch künftig
entsprechend § 137 f weiter beteiligen müssen. Speziell
zum Diabetes kann ich dieses Papier nicht mittragen. Dort sind wichtige
Essentials, die eigentlich das Disease Management, das Versorgungsprogramm
nach Strukturprozess und Ergebnisdaten ausmachen, nicht diskutiert
worden. Sie sind hinsichtlich der Qualitätssicherung, der Definition
der Schnittstellen, der Evaluation und des Datentransfers überhaupt
nicht intensiv ausdiskutiert worden. Es ist als Schnellschuss eine
Tischvorlage erstellt worden.
Meine Forderung ist, dass wir zum geeigneten Zeitpunkt das nationale
Programm, so wie es für den Typ-II-Diabetes aufgelegt worden
ist, vorlegen und die anderen Diagnosen ebenfalls einbeziehen.
Zu Herrn Kossow sei kurz gesagt: Die AWMF ist sicher das Dach, unter
dem sich die Hausärzte wiederfinden. Im Übrigen saß
Herr Abholz mit am Tisch und sah sich dann doch außerstande,
unter dem gegebenen Zeitlimit dieses Programm mitzutragen.
Vielen Dank.
(Beifall)
Prof. Dr. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer
und des Deutschen Ärztetages:
Vielen Dank, Herr Schulze. - Als nächster Redner Herr Henke
vom Vorstand. Bitte sehr.
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