TOP III : Ärztinnen: Zukunftsperspektive für die Medizin

3. Tag: Donnerstag, 30. Mai 2002 Vormittagssitzung

Dr. Löber-Götze, Hessen:

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr verehrte Damen und Herren! Ich möchte kurz zum Thema Psychiatrie/Psychotherapie und Frauen sprechen. Ich bin selber seit vielen Jahren Psychiaterin und Psychotherapeutin. Aus der neuen Tabelle über die Struktur der Ärzteschaft, die wir hier erhielten, geht hervor, dass bei den Kinder- und Jugendpsychiatern und den Psychotherapeuten mehr Frauen als Männer arbeiten, nämlich 53,6 Prozent. In der Psychiatrie und Psychotherapie arbeiten 43,8 Prozent Frauen als Ärztinnen. Der dritte Bereich, in dem fast so viele Frauen wie Männer arbeiten, sind die Kinderärzte. Dies dürfte damit zusammenhängen, dass Frauen traditionell als Mütter mehr gelernt haben zuzuhören, zu trösten, zu unterstützen, sensibel zu sein, und zwar mit Worten.

Ferner ist es sicher so, dass, wie bereits Frau Oberfeld sagte, Frauen als Ärztinnen mehr in die konservativen Bereiche gehen, weil sich das mit der Familienarbeit leichter vereinbaren lässt. Im Bereich der Psychiatrie und Psychotherapie, in dem ich seit langem arbeite, ist es den Frauen gelungen, viele und wichtige Plätze an den Kliniken einzunehmen. Auch im niedergelassenen Bereich gibt es sehr viele Ärztinnen, da es in unserem Bereich besonders gut möglich ist, eine Teilzeitarbeit zu leisten, beispielsweise als niedergelassene Psychotherapeutin.

Natürlich berührt das nicht die anderen Dinge, die meine Vorrednerinnen gesagt haben, nämlich dass auch in unserem Bereich die leitenden Positionen von Männern besetzt sind. Als ich meinen Beitrag konzipierte, fiel mir auf, dass mein Chef und alle Oberärzte Männer sind. Frauen sind nur die Stellvertreterinnen. Wir müssen dafür kämpfen, dass mehr Frauen auch in leitende Positionen kommen.

Auch wenn vielleicht manche Frauen damit nicht einverstanden sind, meine ich, dass es einfach ein Widerspruch ist, auf der einen Seite Karriere machen zu wollen und auf der anderen Seite Familienarbeit und Kindererziehung zu leisten. Es gibt zwar einige Frauen, die das getan haben; das wurde vorhin bereits vorgetragen. Ich denke, in der Regel geht das nicht.

Wir haben uns vor zwei Jahren mit Medizinstudenten getroffen, mit denen wir das Studium gemeinsam begonnen haben. Es waren rund 40 Personen. Es hat sich gezeigt, dass alle Frauen Fachärztinnen oder niedergelassene Hausärztinnen geworden sind - ich auch - und zwei bis vier Kinder haben. Unter den Männern waren zwei Chefärzte, vier Oberärzte und andere leitende Positionen. Hieraus konnte man deutlich die Entwicklung ablesen.

Ich denke, in der Psychiatrie und der Psychotherapie sind positive Ansätze vorhanden, damit die Ärztinnen mehr Einfluss gewinnen und zumindest teilweise eine befriedigende Arbeit tun können.
Ich danke Ihnen.

(Beifall)

Prof. Dr. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:

Schönen Dank. - Jetzt bitte Frau Müller-Dannecker aus Berlin.

© 2002, Bundesärztekammer.