TOP III : Ärztinnen: Zukunftsperspektive für die Medizin

3. Tag: Donnerstag, 30. Mai 2002 Vormittagssitzung

Dr. Kühn, Baden-Württemberg:

Man schämt sich ja, hier als Mann etwas zu sagen, nach allem, was man hören musste.

(Widerspruch)

Ich möchte nur zwei Punkte ansprechen. Frau Bühren, die von Ihnen dargestellte mangelnde Repräsentanz der Frauen in den Gremien ist eine erschütternde Sache. Man darf meines Erachtens nicht vergessen: Männer sind offenbar besser geeignet für endlose Gremiensitzungen mit schalem Inhalt.

(Beifall)

Den Ärztetag meine ich damit natürlich nicht. Ich habe als Kreisvorsitzender länger als ein Jahrzehnt Wahllisten zusammengestellt. Ich habe die Kolleginnen inständig gebeten zu kandidieren. Ich bekam als Antwort: Ihr Männer mit euren Sitzungen, macht euren Dreck allein! - Das ist ein Zitat des letzten sächsischen Königs von 1918.

Hier wurde mehrfach dargestellt, dass die Frauen nach einem Herzinfarkt später in die Klinik kommen. Ich möchte das aus meiner Sicht richtig stellen. Die Symptomatik der Krankheiten der inneren Organe bei Frauen ist sehr viel diffuser und sehr viel schwieriger auf den Punkt zu bringen als bei den Männern. Die Lehrbuchsymptome finden wir fast nur bei Männern. Das ist nicht die Schuld der männlichen Ärzte, sondern es ist leider so. Offenbar erleben Frauen Schmerzen und Symptome anders als Männer.

Ich habe in meiner internistischen Praxis immer das Problem - meine Kolleginnen haben dieselben Probleme -: Wir könnten dieses Nicht-Erkennen-Können schwerer Erkrankungen bei multiplen Symptomen nur verbessern, indem wir den Frauen sehr viel mehr und sehr viel häufiger eingehende Untersuchungen zumuten als Männern. Da Untersuchungen wiederum nicht immer ungefährlich sind, haben wir hier ein Problem. Ich sehe, dass wir etwas tun müssen. Es ist bei der Behandlung der arteriellen Hypertonie dasselbe wegen der zyklischen Hormonsituation der Frau.

Es ist nicht so, dass Böswilligkeit oder die Nichtachtung von weiblichen Symptomen die Ursache sind, sondern die Ursache liegt in der Symptomatik bei weiblichen Patienten. Das möchte ich klargestellt wissen.

Danke.

(Beifall)

Prof. Dr. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:

Schönen Dank, Herr Kühn. - Jetzt bitte Frau Dominik aus Nordrhein.

© 2002, Bundesärztekammer.