Dr. Wahl, Baden-Württemberg:
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es ist jetzt
fast schon zu spät; trotzdem danke ich den Referentinnen des
Vormittags für die drei wirklich hervorragenden und zum Teil
auch sehr kämpferischen Referate. Ich bin sicher, dass einige
Delegierte damit zu neuen Erkenntnissen gelangten.
Nicht ganz einverstanden war ich aber mit folgendem Satz von Frau
Ministerin Bulmahn, den ich zitieren möchte:
Frauen müssen deshalb endlich den Anteil
an guten Arbeitsstellen bekommen, der ihnen aufgrund ihrer Qualifikation
zusteht.
Liebe Frau Bulmahn - so hätte ich gesagt, wenn sie noch hier
wäre -, in diesem Leben steht eigentlich keinem etwas zu, weder
Frauen noch Männern. Jeder muss sich seine Position erarbeiten.
Nicht jeder ist zur Führung geeignet. Nicht jeder kann es schaffen
und wird es schaffen, auch nicht jede Frau. Es will auch nicht jeder.
Die Tatsache, Frau zu sein, darf selbstverständlich kein Karrierehindernis
sein; ich glaube, da sind wir uns alle einig. Es sollte aber auch
nicht als Vorteil genutzt werden.
Liebe Kolleginnen, wenn wir uns für Sonderkonditionen einsetzen,
wenn wir für uns Sonderkonditionen reklamieren, dann müssen
wir aufpassen. Das kann nämlich sehr leicht zum Eigentor werden.
Wir müssen aufpassen, dass nicht eines Tages beim Thema Ärztinnen
das Auditorium nur noch ergeben zum Himmel blickt und denkt: Oh
Herr, lass es vorübergehen, anschließend machen wir was
wirklich Wichtiges! Ich habe diesen Blick bei einigen Delegierten
heute schon gesehen. Ich denke, wir sollten alles tun, um zu vermeiden,
dass sich das ausbreitet.
In diesem Sinne möchte ich noch zu zwei Anträgen sprechen,
die für meine Begriffe zum einen eine tatsächliche Benachteiligung
aufgreifen und zum anderen Sonderkonditionen fordern, mit denen
ich nicht einverstanden bin. Der Antrag, in dem es um eine tatsächliche
Benachteiligung geht, ist der Antrag 4 von Frau Huber und Herrn
Hülskamp betreffend den personellen Ausgleich bei schwangerschaftsbedingten
Arbeitsverboten. Frau Huber hat es eben sehr gut geschildert; dem
ist nichts hinzuzufügen. Dieser Antrag muss unbedingt - am
besten einstimmig - verabschiedet werden. Er ist wirklich wichtig.
Der andere Antrag, bei dem ich meine, man sollte sich sehr gut
überlegen, ob man ihm zustimmt, ist der Antrag 7 von Frau Drexler-Gormann,
in dem sie fordert, dass die Landesärztekammern für ihren
Wirkungsbereich Mentoring-Konzepte für Ärztinnen entwickeln
- das ist insoweit ganz gut - und auch noch finanzieren sollen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, es kann nicht sein, dass die gesamte
Ärzteschaft für die eine Hälfte Mentorenkonzepte
finanziert. Das tut uns nicht gut. Deshalb bitte ich Sie, diesem
Antrag nicht zuzustimmen.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
(Beifall)
Prof. Dr. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer
und des Deutschen Ärztetages:
Schönen Dank, Frau Wahl. - Nun bitte Frau Gitter aus Bremen.
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