Dr. Gitter, Bremen:
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich bin Fachärztin
für Chirurgie und Kinderchirurgie, bin Oberärztin und
habe eine sechsjährige Tochter. Ich arbeite, wie Sie wissen,
seit vielen Jahren ehrenamtlich im Marburger Bund und in der Ärztekammer
Bremen sowie auch in der Bundesärztekammer mit. Ich möchte
einen Aspekt ansprechen, der heute ein bisschen zu kurz gekommen
ist. Ich möchte nämlich feststellen, dass wir für
die Ärztinnen und gleichzeitig auch für die Ärzte
schon viel erreicht haben. Mit beispielsweise 30 000 Ärztinnen
im Rücken lässt sich seitens des Marburger Bundes viel
erreichen. Das gilt genauso für andere Verbände und den
Deutschen Ärztinnenbund. Wir haben bereits erreicht, dass die
Weiterbildung in Teilzeit für die gesamte Zeit der Weiterbildung
prinzipiell möglich ist. Wir haben schon lange das tarifrechtlich
verbriefte Recht auf Teilzeitarbeit jetzt auch gesetzlich festgelegt.
Wir haben die Berücksichtigung von Kindererziehungszeiten in
den Ver-sorgungswerken übrigens auch durch die Aktivität
vieler Ärztinnen in unter-schiedlicher Form durchgesetzt. Kein
Zweifel: Man könnte noch das eine oder andere verbessern.
Mir liegt besonders die Diskussion über die Arbeitszeiten,
die wir angestoßen haben, am Herzen. Diesbezüglich möchte
ich auf einige Punkte eingehen. Wenn im "Deutschen Ärzteblatt"
aus einer Medizinischen Hochschule das Konzept 48 + 12 als beispielhaft
für die ärztliche Arbeitszeit vorgestellt wird, dann ist
das natürlich familienfeindlich und zeugt darüber hinaus
von einer großen Desorganisation.
(Beifall)
Wenn die Lehre zur Feierabendlehre nach Dienstzeit degradiert wird,
muss man sich nicht wundern, wenn die Qualität nicht gut ist.
Dies benachteiligt auch die Studierenden.
Wenn die Forschung zur Feierabendforschung verkommt, weil man nicht
in der Lage ist, es anders zu organisieren und die Patientenversorgung
auf der einen Seite und die Forschung auf der anderen Seite besser
auseinander zu halten, dann ist das kein Konzept für deutsche
Spitzenforschung. Ich meine, dass dieses vorgestellte Modell nicht
als Beispiel gelten kann.
(Beifall)
Auch die Weiterbildung ist durch vernünftige Arbeitszeiten
überhaupt nicht gefährdet, wenn die Weiterbilder endlich
ihrer Verantwortung gerecht werden und sich wirklich um die Weiterbildung
kümmern und meinetwegen auch in der Nacht bei einer Weiterbildungsoperation
assistieren, wie ich das auch tue.
Die Entscheidung für eine Familie ist immer individuell. Diese
individuellen Probleme können auch durch gute Anträge
nicht gelöst werden. Andererseits sind hier schon mehrere Anträge
hinsichtlich steuerlicher Erleichterungen gestellt worden. Ich finde
es persönlich ziemlich heuchlerisch, wenn man uns immer sagt:
Wir unterstützen das, wir unterstützen auch diverse in
der eigenen Verantwortung der Ärzteschaft liegende Anträge,
andererseits aber Erleichterungen beseitigt werden. Das ist aktuell
geschehen. Steuerliche Erleichterungen wie beispielsweise die Berücksichtigung
von Kinderbetreuung würden individuelle Lösungen unabhängig
von Ganztagsschulen etc. leichter machen.
(Vereinzelt Beifall)
Ich möchte insbesondere Frau Henne-Bruns für ihre Beispiele
sehr danken. Sie zeigen für mich, dass Frauen einen teamorientierten
Führungsstil haben. Das ist für mich ein sehr wesentlicher
Grund, warum viel mehr Frauen an die Spitze müssen.
Vielen Dank.
(Beifall)
Prof. Dr. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer
und des Deutschen Ärztetages:
Schönen Dank, Frau Gitter. - Die nächste Rednerin ist
unsere Vizepräsidentin und Präsidentin der Ärztekammer
Bremen, Frau Kollegin Auerswald. Bitte schön.
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