TOP III : Ärztinnen: Zukunftsperspektive für die Medizin

3. Tag: Donnerstag, 30. Mai 2002 Nachmittagssitzung

Büchner, Schleswig-Holstein:

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Mir fällt es genauso schwer wie Ihnen, auf den Milchkaffee am Marktplatz oder wo auch immer in dieser schönen Stadt zu verzichten. Gleichwohl möchte ich mich, ermutigt von Frau Müller-Dannecker und anderen Rednerinnen, outen als erster städtischer Bediensteter der Stadt Flensburg, der vor 15 Jahren in Erziehungsurlaub ging.

(Beifall)

Ich habe gelegentlich Probleme beim Einparken, manchmal sagt man mir sogar, dass ich ganz gut zuhören könne.

Ich möchte deutlich machen, dass die Probleme auch Männer und Väter betreffen, nicht nur Frauen und Mütter. Vor 15 Jahren haben mich die Kollegen teilweise für etwas bekloppt gehalten, fanden es später aber auch ganz gut. Die Stadt Flensburg hat versucht, mir das Weihnachtsgeld zu klauen, das inzwischen doch am richtigen Ort angekommen ist.

Die Frau Ministerin hat Frankreich als Vorbild hingestellt. Dort sei ein Drittel der Zweijährigen im Ganztageshort. Das hat mich wirklich geschockt. Ich möchte fragen, ob das tatsächlich unsere Vision von Kindererziehung und einer humanen Gesellschaft ist. Da wird doch letzten Endes als Symbol der Freiheit verkauft, was doch nur wieder das Primat der Ökonomie oder eine Ökonomisierung nicht nur im Gesundheitswesen, sondern in allen Lebensbereichen darstellt. Ich fand das ganz, ganz gefährlich.

(Beifall)

Weder meine Frau noch ich fänden es gut, wenn unsere Kinder ab dem zweiten Lebensjahr in einem Ganztageshort untergebracht werden sollten. Wir müssen hier wirklich auf den Zungenschlag achten und sagen: So kann es nicht sein!

(Beifall)

Selbstverständlich finde ich Teilzeitmodelle gut. Ich finde auch gut, einen Mentor oder eine Mentorin zu haben. Ich finde es auch gut, wenn Kindererziehungszeiten gemäß dem Antrag 27 anerkannt werden. Aber das gilt bitte auch für erziehende Väter!

(Beifall)

Vielleicht kann man als Motto des Tages formulieren, wie es Dieter Hildebrandt einmal formuliert hat: Ohne Unterschied macht Gleichheit keinen Spaß.

Danke.

(Beifall)

Prof. Dr. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:

Schönen Dank, Herr Büchner. - Als nächster Redner bitte Herr Josten aus Nordrhein.

© 2002, Bundesärztekammer.