Büchner, Schleswig-Holstein:
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen
und Kollegen! Mir fällt es genauso schwer wie Ihnen, auf den
Milchkaffee am Marktplatz oder wo auch immer in dieser schönen
Stadt zu verzichten. Gleichwohl möchte ich mich, ermutigt von
Frau Müller-Dannecker und anderen Rednerinnen, outen als erster
städtischer Bediensteter der Stadt Flensburg, der vor 15 Jahren
in Erziehungsurlaub ging.
(Beifall)
Ich habe gelegentlich Probleme beim Einparken, manchmal
sagt man mir sogar, dass ich ganz gut zuhören könne.
Ich möchte deutlich machen, dass die Probleme
auch Männer und Väter betreffen, nicht nur Frauen und
Mütter. Vor 15 Jahren haben mich die Kollegen teilweise für
etwas bekloppt gehalten, fanden es später aber auch ganz gut.
Die Stadt Flensburg hat versucht, mir das Weihnachtsgeld zu klauen,
das inzwischen doch am richtigen Ort angekommen ist.
Die Frau Ministerin hat Frankreich als Vorbild hingestellt.
Dort sei ein Drittel der Zweijährigen im Ganztageshort. Das
hat mich wirklich geschockt. Ich möchte fragen, ob das tatsächlich
unsere Vision von Kindererziehung und einer humanen Gesellschaft
ist. Da wird doch letzten Endes als Symbol der Freiheit verkauft,
was doch nur wieder das Primat der Ökonomie oder eine Ökonomisierung
nicht nur im Gesundheitswesen, sondern in allen Lebensbereichen
darstellt. Ich fand das ganz, ganz gefährlich.
(Beifall)
Weder meine Frau noch ich fänden es gut, wenn
unsere Kinder ab dem zweiten Lebensjahr in einem Ganztageshort untergebracht
werden sollten. Wir müssen hier wirklich auf den Zungenschlag
achten und sagen: So kann es nicht sein!
(Beifall)
Selbstverständlich finde ich Teilzeitmodelle
gut. Ich finde auch gut, einen Mentor oder eine Mentorin zu haben.
Ich finde es auch gut, wenn Kindererziehungszeiten gemäß
dem Antrag 27 anerkannt werden. Aber das gilt bitte auch für
erziehende Väter!
(Beifall)
Vielleicht kann man als Motto des Tages formulieren,
wie es Dieter Hildebrandt einmal formuliert hat: Ohne Unterschied
macht Gleichheit keinen Spaß.
Danke.
(Beifall)
Prof. Dr. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer
und des Deutschen Ärztetages:
Schönen Dank, Herr Büchner. - Als nächster Redner
bitte Herr Josten aus Nordrhein.
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