TOP III : Ärztinnen: Zukunftsperspektive für die Medizin

3. Tag: Donnerstag, 30. Mai 2002 Nachmittagssitzung

Dr. Josten, Nordrhein:

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Großmutter meiner Frau, eine Dame, die, wenn sie noch lebte, jetzt weit über 100 Jahre alt wäre, hat auf die Frage ihrer Enkelin, warum Frauen länger leben als Männer, geantwortet, sie hätten noch ein paar Jahre Ruhe verdient.

(Heiterkeit - Beifall)

Als Badenerin verstand sie die englische Sprache damals vermutlich nicht. Ich denke, das ist ein guter Einstieg in das, was kommt.

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. Frau Dominik hat betont darauf hingewiesen, andere Rednerinnen und Redner ebenfalls.

Es ist wichtig, dass wir auch von dieser Stelle aus unsere Wertschätzung für die Familie und die Kindererziehung zum Ausdruck bringen. Meine Frau und ich sind berufstätig. Wir sind beide berufspolitisch aktiv. Ich danke unseren Kindern, dass sie uns toleriert haben. Kinder aufzuziehen und wachsen zu sehen ist anstrengend, schön und teuer. Da ich bereits drei Kinder im Studium habe, weiß ich das.

Frau Koßmann hat sicher Recht, dass man die politische Verantwortung nicht auf Sonntagsreden und auf 20 oder 30 Euro mehr im Monat abladen kann.

In den Anträgen 16 und 17 wird zum Mentoring Stellung genommen. Das sollte unterstützt werden. Ich denke, man sollte es etwas weiter fassen. Frau Auerswald hat sich so nett als Ziehtochter der Frau Kollegin Retzlaff bezeichnet. Das ist noch schöner, weil es ein deutsches Wort ist und sich nicht auf den alten Kollegen Odysseus bezieht, der zehn Jahre auf Dienstreise war.

Ärztliche Lehrer - männlich und weiblich - sind ihren ärztlichen Ziehkindern - ob männlich oder weiblich - verpflichtet. Dies sollte nicht nur an der Universitätsklinik praktiziert werden, wie Frau Kollegin Henne-Bruns es dargestellt hat, also in einer expliziten Weise, sondern vor allem auch an den Häusern der Grund- und Regelversorgung, wo sich die Personalbearbeitung meist auf die Bezahlung nach BAT und nicht auf die Bezahlung der geleisteten Überstunden bezieht. Hier brauchen wir eine weitergehende Unterstützung, vor allem im Hinblick auf das, was durch die DRGs auf uns zukommt.

Ich bitte Sie, sich die Anträge 16 und 17, die wichtig sind und umgesetzt werden müssen, persönlich zu Eigen zu machen, sie in ihrer jetzigen Substanz aber an den Vorstand zu überweisen, damit wir die Möglichkeit haben, im Hinblick auf das, was in der Zukunft ansteht, weiterzukommen.

Danke schön.

(Beifall)

Prof. Dr. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:

Schönen Dank.

Bevor der nächste Redner das Wort erhält, möchte ich Ihnen mitteilen, dass wir uns überlegt haben, vielleicht so zu verfahren, diesen Tagesordnungspunkt zu Ende zu diskutieren, die Abstimmung durchzuführen und dann die Finanzen zu behandeln, weil ganz wichtig ist, dass wir bei den Finanzen eine ausreichende Präsenz haben. Wir haben nämlich ein bisschen die Sorge, dass sich morgen früh die oder der eine oder andere überlegen könnte, den Heimweg anzutreten, um unter Bedingungen, die noch erträglich sind, vom Randbereich der Republik in deren Zentrum zurückzukehren. Denken Sie zwischendurch bitte einmal darüber nach; wir haben ja noch ein bisschen Zeit.

Als nächster Redner bitte Herr Mitrenga aus Nordrhein.

© 2002, Bundesärztekammer.