Dr. Mitrenga, Nordrhein:
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte mich nicht
zu einem bestimmten Antrag äußern. Ich möchte Ihnen
von zwei Kollegen aus Köln berichten, denen vor 20 Jahren eine
Innere Abteilung mit 125 Betten - Rheumatologie, Pneumologie, Schwerpunkt
Aids und Regelversorgung - übertragen wurde. Die beiden haben
überlegt, was sie anders machen könnten gegenüber
der Zeit, als sie Assistenzarzt und Oberarzt waren. Sie haben nachweislich
20 Jahre lang immer mindestens 35 Prozent, meistens 40 Prozent und
ab Juni dieses Jahres 50 Prozent Kolleginnen als Mitarbeiter gehabt.
Wie mir die Kollegen berichtet haben, hat es gut funktioniert, nicht
nur nach dem Motto: Man muss es ertragen oder erdulden. Der Sog
hin zu dieser Klinik wurde viel stärker. Vieles von dem, was
heute Morgen über die Vorteile von Kolleginnen im Dienst gesagt
wurde, ist durch die Entwicklung, wie ich sie eben beschrieben habe,
belegt.
Die Oberarztposition war immer mit einer Frau besetzt.
Man könnte auf die Idee kommen, ob man im Zuge einer Bewerbung
nach der Quotenregelung vorgegangen ist. Dazu kann ich Ihnen sagen:
Kein einziges Mal wurde eine Kollegin einem besser qualifizierten
Kollegen vorgezogen, nur weil sie eine Frau war. Eines hat sich
in dieser Abteilung geändert: der Zeitaufwand für die
Bewerbungsgespräche. Man muss, wenn eine Kollegin in die Abteilung
neu eintritt und man die leitende Funktion etwas anders definiert,
als dies gemeinhin geschieht, die Probleme am Anfang besprechen.
Manchmal muss man einer Kollegin sagen: In diesem Jahr passen Sie
nicht in die Crew, aber im Herbst nächsten Jahres können
wir Ihnen sagen: Es geht.
In dieser Abteilung sind Teilzeitmodelle erprobt worden.
Dabei ist darauf geachtet worden, dass Teilzeit auch wirklich Teilzeit
ist. Es war nicht so, dass man die Teilzeit akzeptiert, aber gleichzeitig
erklärt hat: Sie werden erst dann zur vollen Blüte kommen,
wenn Sie aus Ihrer Teilzeitarbeit eine Vollzeittätigkeit machen.
Man hat in dieser Abteilung diejenigen, die als Mann
oder als Frau - das ist jeweils dreimal passiert - Kinderbetreuungszeiten
in Anspruch genommen haben, Gutachten erstellen lassen, sofern sie
es wünschten. Wenn sie es gewünscht haben, haben sie auch
am Bereitschaftsdienst teilgenommen.
Eine Erfahrung hat sich ergeben: Kompetente Weiterbildung
in Teilzeitbeschäftigung bedarf einer viel subtileren Planung.
Es darf ja nicht so sein, dass die Teilzeitbeschäftigung damit
endet, dass man erklärt: Jetzt ist dieser bzw. diese auch nur
in Teilen weitergebildet.
Alles ist regelbar und hängt letztlich vom Klima in einer Abteilung
ab. Man darf sich ja nichts vormachen und meinen, das alles hätten
die leitenden Ärztinnen und Ärzte bewirkt. Nein, bewirkt
haben es die Kolleginnen und Kollegen. Die Abteilung, von der ich
spreche, dominieren die Kolleginnen. Ich soll sagen: Es läuft
in dieser Abteilung gut.
Man muss Neues auch wollen. Ändern kann man Altes
nur, wenn man zur Tat schreitet. Ich rufe den Kolleginnen und Kollegen
in leitender Funktion zu: Haben Sie den Mut, es zu tun, es geht!
Es wird Ihrer Abteilung anschließend noch besser gehen.
(Beifall)
Prof. Dr. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer
und des Deutschen Ärztetages:
Schönen Dank, Herr Mitrenga. - Der nächste Redner ist
Herr Professor Haupt aus Sachsen.
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