TOP III : Ärztinnen: Zukunftsperspektive für die Medizin

3. Tag: Donnerstag, 30. Mai 2002 Nachmittagssitzung

Dr. Mitrenga, Nordrhein:

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte mich nicht zu einem bestimmten Antrag äußern. Ich möchte Ihnen von zwei Kollegen aus Köln berichten, denen vor 20 Jahren eine Innere Abteilung mit 125 Betten - Rheumatologie, Pneumologie, Schwerpunkt Aids und Regelversorgung - übertragen wurde. Die beiden haben überlegt, was sie anders machen könnten gegenüber der Zeit, als sie Assistenzarzt und Oberarzt waren. Sie haben nachweislich 20 Jahre lang immer mindestens 35 Prozent, meistens 40 Prozent und ab Juni dieses Jahres 50 Prozent Kolleginnen als Mitarbeiter gehabt.
Wie mir die Kollegen berichtet haben, hat es gut funktioniert, nicht nur nach dem Motto: Man muss es ertragen oder erdulden. Der Sog hin zu dieser Klinik wurde viel stärker. Vieles von dem, was heute Morgen über die Vorteile von Kolleginnen im Dienst gesagt wurde, ist durch die Entwicklung, wie ich sie eben beschrieben habe, belegt.

Die Oberarztposition war immer mit einer Frau besetzt. Man könnte auf die Idee kommen, ob man im Zuge einer Bewerbung nach der Quotenregelung vorgegangen ist. Dazu kann ich Ihnen sagen: Kein einziges Mal wurde eine Kollegin einem besser qualifizierten Kollegen vorgezogen, nur weil sie eine Frau war. Eines hat sich in dieser Abteilung geändert: der Zeitaufwand für die Bewerbungsgespräche. Man muss, wenn eine Kollegin in die Abteilung neu eintritt und man die leitende Funktion etwas anders definiert, als dies gemeinhin geschieht, die Probleme am Anfang besprechen. Manchmal muss man einer Kollegin sagen: In diesem Jahr passen Sie nicht in die Crew, aber im Herbst nächsten Jahres können wir Ihnen sagen: Es geht.

In dieser Abteilung sind Teilzeitmodelle erprobt worden. Dabei ist darauf geachtet worden, dass Teilzeit auch wirklich Teilzeit ist. Es war nicht so, dass man die Teilzeit akzeptiert, aber gleichzeitig erklärt hat: Sie werden erst dann zur vollen Blüte kommen, wenn Sie aus Ihrer Teilzeitarbeit eine Vollzeittätigkeit machen.

Man hat in dieser Abteilung diejenigen, die als Mann oder als Frau - das ist jeweils dreimal passiert - Kinderbetreuungszeiten in Anspruch genommen haben, Gutachten erstellen lassen, sofern sie es wünschten. Wenn sie es gewünscht haben, haben sie auch am Bereitschaftsdienst teilgenommen.

Eine Erfahrung hat sich ergeben: Kompetente Weiterbildung in Teilzeitbeschäftigung bedarf einer viel subtileren Planung. Es darf ja nicht so sein, dass die Teilzeitbeschäftigung damit endet, dass man erklärt: Jetzt ist dieser bzw. diese auch nur in Teilen weitergebildet.
Alles ist regelbar und hängt letztlich vom Klima in einer Abteilung ab. Man darf sich ja nichts vormachen und meinen, das alles hätten die leitenden Ärztinnen und Ärzte bewirkt. Nein, bewirkt haben es die Kolleginnen und Kollegen. Die Abteilung, von der ich spreche, dominieren die Kolleginnen. Ich soll sagen: Es läuft in dieser Abteilung gut.

Man muss Neues auch wollen. Ändern kann man Altes nur, wenn man zur Tat schreitet. Ich rufe den Kolleginnen und Kollegen in leitender Funktion zu: Haben Sie den Mut, es zu tun, es geht! Es wird Ihrer Abteilung anschließend noch besser gehen.

(Beifall)

Prof. Dr. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:

Schönen Dank, Herr Mitrenga. - Der nächste Redner ist Herr Professor Haupt aus Sachsen.

© 2002, Bundesärztekammer.