Kötzle, Nordrhein:
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wenn wir ernst
nehmen, was dieser Ärztetag in den bisherigen Tagesordnungspunkten
auf den Weg brachte, nämlich einheitlich und geschlossen gegen
die Vorstellungen der Politik und der Kassen die Speere nach außen
zu richten, dann wäre es fahrlässig und auf längere
Zeit nicht reparabel, wenn wir jetzt nicht die offene Flanke innerhalb
der Ärzteschaft schließen würden, zukünftig
einen einheitlichen Hausarzttyp zu schaffen und die hausärztliche
Innere Medizin und die Allgemeinmedizin zusammenzuführen. Mein
Vorredner hat gemeint, das sei ein Konfliktstoff, den wir uns selber
auf die Tagesordnung gesetzt hätten. Das Gegenteil ist richtig:
Wir müssen genau diesen Konfliktstoff, der schon besteht, beseitigen.
Der Konflikt resultiert aus der Tatsache, dass wir zwei Hausarzttypen
haben. Das müssen wir mit Blick auf die Vereinheitlichung der
Ärzteschaft ausräumen. Das ist unsere eigentliche Chance,
die wir heute haben und wozu das Modell der Bundesärztekammer
eine ausgezeichnete Grundlage bietet.
Wenn man sich das Konvergenzmodell von den Zielen her, die wir hinsichtlich
der Weiterbildungsordnung haben, anschaut, stelle ich fest: Danach
wäre die hausärztliche Weiterbildung ein Vordiplom und
damit eine Statusverletzung der Allgemeinärzte. Das können
wir auf gar keinen Fall akzeptieren.
(Beifall)
Wir hätten ein großes Problem der Weiterbildung in den
hausärztlichen Praxen für Schwerpunktinternisten, wir
hätten eine Stellenproblematik für diese Kollegen. Wenn
wir die Flexibilisierung als ein Ziel in der Weiterbildung ansehen,
müssen wir feststellen, dass wir keine flexiblen Anrechnungsmöglichkeiten
für patientennahe Fächer haben. Wenn wir die Sicherung
der hausärztlichen Versorgungsqualität als Ziel haben,
dann würden wir feststellen, dass eine Nichtberücksichtigung
der hausärztlichen Funktion und Arbeitsmethodik vorliegt.
Ich denke, das sind drei wichtige Kriterien. Wenn wir darüber
hinaus noch berücksichtigen, dass wir sozialrechtliche Vorgaben
zu erfüllen haben, müssen wir feststellen, dass im Konvergenzmodell
eine Arztgruppe geschaffen wird, die haus- und fachärztlich
tätig werden könnte. Wir bekämen sicherlich Probleme
mit der sozialrechtlichen Vorgabe. Wir hätten keine Stärkung
der Allgemeinmedizin an der Universität, wir hätten das
Fachgebiet Allgemeinmedizin als solches an der Universität
abgeschafft, was im Kompromissmodell der Bundesärztekammer
mit Sicherheit eine zusätzliche Aufwertung im Bereich der Inneren
Medizin bedeuten würde, wenn die Allgemeinmedizin auch auf
universitärer Ebene hinzukäme. Dies alles wäre im
Konvergenzmodell nicht möglich. Deshalb bitte ich Sie, dieses
Konvergenzmodell nicht in Ihre Erwägungen einzubeziehen.
Die Kritiker des Kompromissmodells der Bundesärztekammer kommen
aus zwei Lagern: Sie kommen zum einen aus einer ideologisch sehr
stark motivierten Seite, die Allgemeinmedizin in keinem Fall mit
der hausärztlichen Inneren Medizin zu fusionieren, und zum
anderen aus dem Spezialistenlager. Ich denke, beides ist falsch.
Wir sollten davon ausgehen, dass der richtige Weg auch hier in der
Mitte liegt. Ich meine, die Bundesärztekammer hat einen guten
Weg eingeschlagen, auf dem wir unsere Probleme im hausärztlichen
Bereich auch in Zukunft lösen können und das Fach für
den Nachwuchs attraktiv machen können. Damit können wir
mit großer Sicherheit den Nachwuchsmangel beseitigen. Deshalb
bitte ich Sie, dem Kompromissantrag der Bundesärztekammer zuzustimmen.
Vielen Dank.
(Beifall)
Prof. Dr. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer
und des Deutschen Ärztetages:
Schönen Dank, Herr Kötzle. - Der nächste Redner
ist Herr Knoblauch zu Hatzbach aus Hessen. Bitte schön.
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