Prof. Dr. Lob, Bayern:
Sehr verehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Seit
sechs Jahren beschließen Deutsche Ärztetage, dass wir
eine neue (Muster-)Weiterbildungsordnung brauchen. Seit sechs Jahren
wissen wir - das haben wir mehrheitlich beschlossen -, dass wir
eine Deregulierung wollen, dass wir eine Vereinfachung wollen, dass
wir eine möglichst große zeitliche Straffung wollen.
Dies alles soll so geschehen, dass die jungen Ärzte, welche
die Weiterbildung anstreben, dies auch machen wollen und machen
können, damit mehr Ehrlichkeit ins Spiel kommt.
Diesem Auftrag haben sich die Chirurgen gestellt. Ich bin ganz
erstaunt, dass das Modell, das jetzt von der Bundesärztekammer
vorgestellt wird, praktisch spiegelbildlich dem entspricht, was
die Chirurgen, Herr Hoppe, mit vielen Tränen und langen Kampfszenarien
beschlossen haben.
Ich kann nicht verstehen, dass hier behauptet wird, dies sei der
Tod der Inneren Medizin, dafür brauche man ein Requiem.
(Beifall)
Dieselbe Argumentation haben wir in der Deutschen Gesellschaft
für Chirurgie erlebt. Die alten Herren, die diese ehrwürdige
Gesellschaft über 120 Jahre begleitet haben, wollen natürlich
nichts ändern. Wir müssen aber einiges ändern. Die
Chirurgen haben sich der Veränderung gestellt und sie angenommen.
Die Folge ist, dass wir dies publiziert haben und dass die jungen
Kollegen in der Weiterbildung diese Weiterbildungsordnung, die wir
bereits beschlossen haben, die Sie aber nicht umsetzen, wollen.
Sie fragen uns: Wie können wir uns weiterbilden? Soll ich jetzt
fünf Jahre Chirurgie machen und drei Jahre Unfallchirurgie
und hinterher kommt ein gemeinsamer Facharzt mit dem Orthopäden
zusammen heraus, den ich nicht erreichen kann? Das ist doch ein
Wahnsinn! Wir vertreiben aus unseren Kliniken die jungen Ärzte,
die nicht mehr wissen, was sie machen sollen und können, weil
wir keine Regelungen finden.
(Beifall)
Wenn ich hier einen Antrag sehe, der schon wieder auf eine Vertagung
abhebt, dann stellt das für mich die Unfähigkeit dar,
hier Beschlüsse zu fassen. Das können wir doch nicht tun!
(Beifall)
Ich bitte Sie dringend: Beschließen Sie heute eine vernünftige
Lösung. Diese Lösung ist auch nicht eine Lösung für
hundert Jahre, sondern Weiterbildung ist dynamisch. Wenn wir uns
nicht den Aufgaben des jetzigen Geschehens stellen, läuft uns
die Krankenhauslandschaft davon. Dann diskutieren wir über
virtuelle Vorgänge und nicht über die Realität. Wir
brauchen eine neue Weiterbildungsordnung und wir brauchen einen
Beschluss zu Hausarzt und Internist - und das brauchen wir heute!
(Beifall)
Prof. Dr. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer
und des Deutschen Ärztetages:
Schönen Dank, Herr Lob. - Jetzt bitte Herr Bicker aus Nordrhein.
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