TOP VI : Tätigkeitsbericht der Bundesärztekammer

4. Tag: Freitag, 31. Mai 2002 Vormittagssitzung

Prof. Dr. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:

Wir kommen damit zum Antrag auf Drucksache VI-50. Hier ist von vornherein ein Antrag auf Nichtbefassung gestellt worden, mit der Begründung, es sei nicht evaluiert, nicht zertifiziert, nicht immer ausreichend analysiert. Es sei nicht Aufgabe der jeweiligen Kammern.

Wer möchte inhaltlich gegen den Antrag sprechen? - Bitte schön.

Dr. Anderten, Niedersachsen:

Verehrtes Präsidium! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich habe den Antrag auf Nichtbefassung aus folgenden Gründen gestellt. Die Antragstellergruppe schreibt selbst, dass die vorhandenen Prinzipien erst noch im Stadium der Evaluation sind. Es widerspricht unserem Verständnis, etwas zu fördern, bevor es evaluiert ist und geklärt ist, ob das alles überhaupt einen Sinn macht und ob die Qualität auch gesichert ist.

(Beifall)

Mich stört die Formulierung, dass ausschließlich diese Beratungsstellen vertrauenswürdig und unabhängig seien,

(Beifall)

schon gar vor dem Hintergrund, dass die Leistungserbringer - damit sind zweifellos auch wir selbst gemeint, neben den Krankenkassen - ausschließlich eigene Interessen verfolgen könnten. Wenn, dann sind die Krankenkassen - auch das schreibt die Antragstellergruppe - selbst daran interessiert, im Rahmen von Disease-Management-Programmen vielleicht Einfluss zu nehmen. Andererseits sollen ausschließlich die Kassen diese Gruppen fördern. Wo ist da die Unabhängigkeit und die tatsächliche Vertrauenswürdigkeit gegeben?

(Beifall)

Gerade für die besonders rat- und hilflosen Patienten, die vielleicht Patientenkarrieren hinter sich haben, ist es für mein Selbstverständnis schwierig, wenn eine quasi Laiengruppe als autorisierte "second opinion" mit Qualitätsnachweis funktioniert. Dies ist eine originäre Aufgabe der Ärztekammern und wir werden diese Aufgaben auch wahrnehmen.

Vielen Dank.

(Beifall)

Prof. Dr. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:

Danke schön. Das ist ein Plädoyer dafür, dass man sich schon damit befasst. Man kann so etwas ja auch ablehnen; das ist dann eine Meinungsbildung. Wenn Sie sich damit nicht befassen, heißt das, dass Sie das Thema hier gar nicht diskutieren wollen, dann gibt es auch keine Meinungsbildung. Dann haben Sie nach außen hin nichts signalisiert.

Wir befassen uns also damit und dann können Sie entscheiden, ob Sie den Antrag ablehnen oder ihm zustimmen wollen. Dann haben Sie wenigstens eine klare Meinungsbildung erzeugt. Geht das in Ordnung? - Gut. Die Anträge auf Nichtbefassung sind zurückgezogen. Wir bilden uns jetzt eine Meinung. Wer möchte dem Antrag 50 zustimmen? - Wer ist dagegen? - Das ist die Mehrheit. Wer enthält sich? - Der Antrag ist abgelehnt.

© 2002, Bundesärztekammer.