TOP II : Novellierung der (Muster-)Weiterbildungsordnung

2. Tag: Mittwoch, 21. Mai 2003 Nachmittagssitzung

Dr. Scherf, Hamburg:

Verehrtes Auditorium! Wenn es den internistischen Generalisten an der Klinik nicht gäbe, müssten wir ihn erfinden.

(Beifall)

Es gibt ihn aber. Er ist aus dem Krankenhaus nicht wegzudenken. Man will ihn abschaffen. Rolle und Bild des Generalisten sind mehr als die Summe von acht Schwerpunkt-Puzzleteilen. Die Politik glaubt, so Kosten zu senken; das Ärztetagsplenum schielt kurzsichtig nur auf die niedergelassene Ärzteschaft. 250 Delegierte entscheiden über das Schicksal der Inneren Medizin. Ihren Erhalt fordern die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin, der BDI, wie wir gehört haben, auch die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften und die Deutsche Krankenhausgesellschaft. Der
Hoppe'sche Versuch einer Nachbesserung mit zwei Urkunden - nachzulesen in der „Ärzte Zeitung“ - zeigt, dass hier ein Problem erkannt worden ist. Der Antrag 5 von Herrn Fabian und Herrn Emminger geht ebenfalls in diese Richtung.

Wenn es den traditionellen Internisten mit umfassender langjähriger klinischer Weiterbildung nicht mehr gibt, sondern nur noch Schmalspurspezialisten und Organspezialisten mit Schwerpunkt, hat das fatale Folgen. Es gäbe an den Fakultäten bald niemanden mehr, der Innere Medizin lehrt und prüft. Dann fehlen an den Krankenhäusern leitende Fachärzte für die umfassende Versorgung Multimorbider, für die Leitung von Intensivstationen. Dann gäbe es keinen Konsiliarius und keinen internistischen Facharzt bei außerklinischen Institutionen mehr.

Bei der Zersplitterung der Inneren Medizin in Schwerpunkte wird es zu Fehlversorgung und Pannen kommen, ganz zu schweigen von der Unmöglichkeit, eine hochwertige Versorgung im Krankenhaus mit Assistenzärzten aufrechtzuerhalten, die im Zweijahrestakt wechseln.

Der Facharzt für Hausärztliche Medizin mag kommen und mit zweijähriger stationärer internistischer Ausbildung zufrieden sein. Er sollte aber nicht der Totengräber des internistischen Generalisten sein, der nicht für die Praxis, aber für die Klinik unverzichtbar ist.

(Beifall)

Sie haben gestern eine Paraphrase goutiert. Sie hören jetzt von mir ein internistisches Stoßgebet in der Domstadt: Plenum unser, der du noch willst aus der Welt gestoßen den internistischen Generalisten, Erleuchtung komme dir gleich. Dein Wille vergehe, hier in Köln, also auch in der Zukunft.

(Zuruf: Blasphemie!)

Unseren internistischen Generalisten erhalte uns heute und lade auf dich keine Schuld, wie auch wir Internisten dir dann vergeben als nicht schuldig, und führt nichts zu deiner Verfluchung, sondern erlöse uns Plenum von dem Abstimmungsübel,

(Anhaltende Zurufe)

denn dein ist dazu die Kraft und die Stimme und die Macht und den Internisten die Dankbarkeit in Ewigkeit. Amen.

(Beifall - Pfiffe)

Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:

Vielen Dank. Die nächste Wortmeldung kommt von Herrn Kollegen Zimmeck aus Hessen.

© 2003, Bundesärztekammer.