Dr. Carl, Bayern:
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir haben inzwischen
viele Gegenstimmen zu meinem Antrag gehört. Ich hoffe, Sie haben noch die
entsprechende Ruhe, Pro-Argumenten zuzuhören. Das Fach Psychiatrie ist das
einzige Fach, das es in der Medizin gibt, das mit diesen Stigmatisierungsproblemen
behaftet ist. Sie kennen selbst die Überweisungsscheine, die zum Neurologen
ausgestellt werden statt zum Psychiater, wenn man den Patienten dazu bringen
möchte, über seine Psychose bei uns etwas zu erzählen.
Wir schlagen vor, dass der
Psychiater optional die Bezeichnung Facharzt für psychische Erkrankungen führen
kann und dass das Gebiet Psychiatrie und Psychotherapie optional die
Bezeichnung Medizin psychischer Erkrankungen führen kann. Es handelt sich hier
um ein Imageproblem, um ein Akzeptanzproblem bei der Bevölkerung, das wir noch
aus den Kriegsjahren mit herumschleppen.
Dies ist keine Entscheidung
gegen eine andere Fachgruppe oder gegen sonst etwas, sondern eine Entscheidung
für psychisch Kranke, für Patienten, die zum Psychiater gehen können und
sollen, und auch für das Gebiet und für die Ärzte, die diesen Titel tragen.
Warum stellen wir diesen Antrag, der übrigens mit unseren Fachgesellschaften
abgesprochen ist, der vom Vorstand der DGPPN und den Berufsverbänden
unterstützt wird, erst jetzt aktuell? Wir haben erst jetzt die Ergebnisse einer
kürzlich durchgeführten Patientenbefragung erhalten, aus denen hervorgeht, wie
stark die Stigmatisierung dieser Patienten im Gefühl der Patienten noch
verhaftet ist. Dem müssen wir jetzt endlich etwas entgegensetzen. Ich hoffe auf
Ihre Unterstützung.
Vielen Dank.
(Beifall)
Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe,
Präsident der
Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:
Vielen
Dank, Herr Kollege Carl. Jetzt liegt die Wortmeldung von Herrn Dr. Urban vor.
Bitte schön.
|