Prof. Dr. Henneberg, Hessen:
Ich bin seit einem Dreivierteljahr niedergelassene Ärztin
für Neurologie und Psychiatrie. Ich spreche zum Antrag 11, weil ich Ihnen zwei
Fallbeispiele nennen möchte, die vielleicht verdeutlichen können, dass die
Fachrichtung in Deutschland tatsächlich große Probleme hat und dass diese
Stigmatisierung, die als Begründung für den Antrag 11 genannt wurde, tatsächlich
existiert.
Ich habe sehr viele Patienten
aus früherer Zeit mitnehmen können, die an Parkinson erkrankt sind. Da kommt es
manchmal zu Halluzinationen; das kann man gar nicht voraussehen. Ich habe
stellvertretend für viele einen Kommentar einer Tochter mitgebracht, die
erklärte: Gott sei Dank, dass wir den Vater mit den Halluzinationen zu Ihnen
bringen können, anderenfalls hätten wir ihn ja zum Psychiater bringen müssen,
aber das hätten wir nicht getan.
Ich hatte vor vielen Jahren die
Möglichkeit, für ein Jahr bei Tim Crow in London in seiner Forschungseinheit
mitzuarbeiten. Da gab es einen jungen Patienten mit einer
paranoid-halluzinatorischen Psychose, der freiwillig zur stationären Behandlung
kam und erklärte: Tim, ich glaube, es ist wieder so weit, ich höre die Stimmen
wieder!
So etwas wäre, denke ich, in
Deutschland im Moment nur in Ausnahmefällen möglich. Die Psychiatrie wird von
den Patienten so, wie sie existiert, nicht angenommen. Deshalb bitte ich Sie,
dem Vorschlag zuzustimmen, dass wir die Psychiatrie in Medizin für psychische
Erkrankungen umbenennen.
Ich bedanke mich.
Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe,
Präsident der
Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:
Vielen
Dank, Frau Henneberg. Jetzt Herr Kollege Holfelder aus Hessen, unser Senior.
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