TOP II : Novellierung der (Muster-)Weiterbildungsordnung

3. Tag: Donnerstag, 22. Mai 2003 Vormittagssitzung

Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:

Wir kommen zum Antrag 40 von Herrn Kollegen Thierse:

Die Zusatzweiterbildung Orthopädische Rheumatologie umfasst in Ergänzung zu einer Fachkompetenz die Erkennung sowie konservative und operative Behandlung rheumatischer Erkrankungen.

Hier soll das Wort „konservative“ eingefügt werden. Möchte jemand dagegen sprechen? - Bitte, Herr Mitrenga.

Dr. Mitrenga, Nordrhein:

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es handelt sich hier um ein Thema, das wir in der Ständigen Konferenz und im Ausschuss mindestens acht- oder neunmal besprochen haben. Es geht gerade um die Differenzierung zwischen dem Schwerpunkt in der Inneren Medizin, der natürlich auch nicht operiert, wie es dem Selbstverständnis entspricht. Im Originaltext heißt es:

Die Zusatzweiterbildung Orthopädische Rheumatologie umfasst in Ergänzung zu einer Facharztkompetenz die Erkennung und operative Behandlung rheumatischer Erkrankungen.

So war es auch schon formuliert, als die Orthopädische Rheumatologie noch Schwerpunkt der Orthopädie war.

Wenn Sie dem Patienten wirklich helfen wollen, dann empfehle ich Ihnen, diesen Antrag abzulehnen,

(Beifall)

aber nicht, um eine Domäne für die Internisten zu behalten. Dieser Gedanke geht fehl. Wer weiß, wie intensiv heute Internistische Rheumatologie abläuft und was man dort unter dem Begriff „konservativ“ alles machen muss und kann, kann nicht verstehen, warum dieser Antrag so gestellt wird. Ich halte ihn für leichtfertig.

(Beifall)

Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:

Danke schön, Herr Mitrenga. Für seinen Antrag spricht Herr Dr. Thierse aus Berlin.

Dr. Thierse, Berlin:

Herr Mitrenga hat in der Ständigen Konferenz zugestimmt, dass die konservativen Inhalte in der Orthopädischen Rheumatologie enthalten sind, und zwar zu einem Zeitpunkt, als diese Zusatzweiterbildung Orthopädische und Konservative Therapie hieß. Wir Orthopäden haben damit aufgeräumt. Dadurch ist der Begriff „konservativ“ in der Überschrift erst einmal verschwunden. Natürlich ist die Orthopädie weiterhin ein Fach, das auf seine konservativen Tätigkeiten sehr viel Wert legt.

(Vereinzelt Beifall)

Herr Mitrenga, ich habe nie bestritten, dass es Kollagenosen gibt, bei deren Behandlung wir überfordert sind. Genauso müssen Sie aber zugeben, dass es eine Menge Dinge im konservativen Spektrum der Rheumatologie gibt, mit deren Anwendung Sie überfordert sind, angefangen bei der Apparateversorgung.

Auch bei uns gibt es konservative Bestandteile der Therapie. Orthopädischer Rheumatologe ist nicht nur derjenige, der in der Klinik sitzt, das Messer in die Hand nimmt und ein Gelenk aufschneidet, sondern genauso derjenige, der draußen in der Praxis die Patienten betreut. Etwa 50 Prozent der in Deutschland niedergelassenen Rheumatologen sind Orthopäden. Wie wollen Sie bei den wenigen Rheumatologen, die es gibt, eine breite Versorgung der Patienten sicherstellen, wenn Sie plötzlich aus der gesamten konservativen Therapie die Orthopädie herausnehmen?

Ich bin selber Orthopädischer Rheumatologe. Ich traue mir durchaus zu, einen Patienten zu behandeln, der nicht internistische Komplikationen aufweist. Ich bin der Erste, der denjenigen Patienten, der eine Komplikation bei der medikamentösen Therapie aufweist, zum Internistischen Rheumatologen schickt. Ich muss Ihnen aber sagen: Im Norden Berlins gibt es davon einen einzigen. Das ist nichts für die Versorgung von 1 Million Menschen.

Danke.

(Beifall)

Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:

Schönen Dank
, Herr Thierse. Wir kommen jetzt zur Abstimmung über den Antrag auf Drucksache Nr. II-40. Ein Überweisungsantrag liegt hier nicht vor. Wer möchte dem Antrag 40 zustimmen? - Wer möchte ihm nicht zustimmen? - Das ist die klare Mehrheit. Wer enthält sich? - Der Antrag ist abgelehnt.

© 2003, Bundesärztekammer.