Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der
Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:
Wir kommen zum Antrag 40
von Herrn Kollegen Thierse:
Die Zusatzweiterbildung Orthopädische
Rheumatologie umfasst in Ergänzung zu einer Fachkompetenz die Erkennung sowie
konservative und operative Behandlung rheumatischer Erkrankungen.
Hier soll das Wort „konservative“ eingefügt werden. Möchte
jemand dagegen sprechen? - Bitte, Herr Mitrenga.
Dr. Mitrenga, Nordrhein:
Herr Präsident! Meine sehr
verehrten Damen und Herren! Es handelt sich hier um ein Thema, das wir in der Ständigen Konferenz und im Ausschuss mindestens
acht- oder neunmal besprochen haben. Es geht gerade um die Differenzierung
zwischen dem Schwerpunkt in der Inneren Medizin, der natürlich auch nicht
operiert, wie es dem Selbstverständnis entspricht. Im Originaltext heißt es:
Die Zusatzweiterbildung Orthopädische
Rheumatologie umfasst in Ergänzung zu einer Facharztkompetenz die Erkennung und
operative Behandlung rheumatischer Erkrankungen.
So war es auch schon formuliert, als die Orthopädische
Rheumatologie noch Schwerpunkt der Orthopädie war.
Wenn Sie dem Patienten wirklich helfen wollen, dann
empfehle ich Ihnen, diesen Antrag abzulehnen,
(Beifall)
aber nicht, um eine Domäne für die Internisten zu
behalten. Dieser Gedanke geht fehl. Wer weiß, wie intensiv heute Internistische
Rheumatologie abläuft und was man dort unter dem Begriff „konservativ“ alles
machen muss und kann, kann nicht verstehen, warum dieser Antrag so gestellt
wird. Ich halte ihn für leichtfertig.
(Beifall)
Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der
Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:
Danke schön, Herr Mitrenga.
Für seinen Antrag spricht Herr Dr. Thierse aus Berlin.
Dr. Thierse, Berlin:
Herr Mitrenga hat in der Ständigen Konferenz zugestimmt, dass die konservativen
Inhalte in der Orthopädischen Rheumatologie enthalten sind, und zwar zu einem
Zeitpunkt, als diese Zusatzweiterbildung Orthopädische und Konservative
Therapie hieß. Wir Orthopäden haben damit aufgeräumt. Dadurch ist der Begriff
„konservativ“ in der Überschrift erst einmal verschwunden. Natürlich ist die
Orthopädie weiterhin ein Fach, das auf seine konservativen Tätigkeiten sehr viel Wert legt.
(Vereinzelt
Beifall)
Herr Mitrenga, ich habe nie bestritten, dass es
Kollagenosen gibt, bei deren Behandlung wir überfordert sind. Genauso müssen
Sie aber zugeben, dass es eine Menge Dinge im konservativen Spektrum der
Rheumatologie gibt, mit deren Anwendung Sie überfordert sind, angefangen bei
der Apparateversorgung.
Auch bei uns gibt es konservative Bestandteile der
Therapie. Orthopädischer Rheumatologe ist nicht nur derjenige, der in der
Klinik sitzt, das Messer in die Hand nimmt und ein Gelenk aufschneidet, sondern
genauso derjenige, der draußen in der Praxis die Patienten betreut. Etwa 50
Prozent der in Deutschland niedergelassenen Rheumatologen sind Orthopäden. Wie
wollen Sie bei den wenigen Rheumatologen, die es gibt, eine breite Versorgung
der Patienten sicherstellen, wenn Sie plötzlich aus der gesamten konservativen
Therapie die Orthopädie herausnehmen?
Ich bin selber Orthopädischer Rheumatologe. Ich traue mir
durchaus zu, einen Patienten zu behandeln, der nicht internistische
Komplikationen aufweist. Ich bin der Erste, der denjenigen Patienten, der eine
Komplikation bei der medikamentösen Therapie aufweist, zum Internistischen
Rheumatologen schickt. Ich muss Ihnen aber sagen: Im Norden Berlins gibt es
davon einen einzigen. Das ist nichts für die Versorgung von 1 Million
Menschen.
Danke.
(Beifall)
Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe,
Präsident der
Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:
Schönen
Dank, Herr Thierse. Wir kommen jetzt zur Abstimmung über den Antrag auf
Drucksache Nr. II-40. Ein Überweisungsantrag liegt
hier nicht vor.
Wer möchte dem Antrag 40 zustimmen? - Wer möchte ihm nicht zustimmen? - Das ist
die klare Mehrheit. Wer enthält sich? - Der Antrag ist abgelehnt.
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