Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der
Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:
Wir kommen zum nächsten
Antrag, dem Antrag 38. Herr Dr. Metke aus Baden-Württemberg und Herr Dr.
Wesiack aus Hamburg haben darum gebeten, ebenfalls als Antragsteller genannt zu
werden. Es geht um die Zusatzweiterbildung Rehabilitationswesen/Rehabilitation
- fachgebunden. Danach soll in die Weiterbildungsordnung aufgenommen werden:
Zusatzweiterbildung: fachgebundene
Rehabilitation für die Gebiete/Fachärzte für Orthopädie/Unfallchirurgie,
Chirurgie, Innere Medizin und Neurologie
Die Aufnahme der modularen
Rehabilitation entspräche der Systematik in anderen Bereichen dieser Weiterbildungsordnung,
z. B. der fachgebundenen Psychotherapie.
Sie haben diesen Antrag vorliegen. Gibt es eine Gegenrede?
- Bitte, Herr Raidt.
PD Dr. Raidt, Westfalen-Lippe:
Herr Präsident!
Meine Damen und Herren! Ich finde, wir sollten die Zusatzweiterbildungen per
Schnellschuss nicht inflationär werden lassen. Ich bitte Herrn Koch, als
Referent Stellung zu nehmen. Ich meine, wir haben in der Ständigen Konferenz beschlossen, dass das fachspezifische
Rehabilitationswissen in jedes Fach direkt gehört und nicht als Zusatz.
(Beifall)
Ich denke, irgendetwas muss in den Fächern auch noch
stehen bleiben. An sich begrüße ich den Antrag, da er in die richtige Richtung
geht. Ich schlage Ihnen in diesem Fall bewusst die Vorstandsüberweisung vor.
Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der
Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:
Vielen Dank. Herr Metke
möchte den Antrag befürworten.
Dr. Metke, Baden-Württemberg:
Sehr geehrter Herr
Präsident! Meine Damen und Herren! Ich bitte Sie ausdrücklich um Annahme dieses
Antrags. Der Umfang an Rehabilitation nimmt zu, und zwar durch die steigende
Zahl von Unfällen und durch das geriatrisch-demographische Problem. Es gibt
derzeit in der Bundesrepublik nicht genug Reha-Ärzte. Als Beispiel möchte ich
meine eigene Person anführen: Ich bin in Stuttgart in einem Einzugsgebiet von
1 Million Einwohnern als Orthopäde der Einzige, der die geriatrische
Rehabilitation anbietet. Sind die Orthopäden ausgeschlossen, gibt es - einmal
meine Situation unterstellt - für 1 Million Bürger keine ambulante
geriatrische Rehabilitation. Das ist die derzeitige Situation.
Die fachspezifische Rehabilitation macht insbesondere dann
einen Sinn, wenn es um Patienten geht, die nicht polymorbid sind. Ich darf hier
beispielhaft an die Rehabilitation einer Kreuzbandruptur erinnern.
Die fachspezifische Rehabilitation macht auch dann einen
Sinn, wenn der Patient nicht polymorbid, aber dennoch extrem schwer erkrankt
ist, wenn er beispielsweise eine multiple Sklerose hat, die selbstverständlich
schwergewichtig durch die Neurologen zu therapieren ist.
Auch im neuen EBM gibt es die Position fachspezifische
Rehabilitation als einzige Ziffer. Daher meine ich, dass das fachgebundene
Wissen sehr wohl Eingang in die Rehabilitation im Sinne dieses Antrags finden
sollte.
Dieser Antrag ist keine Attacke gegen die Ärzte für
Rehabilitation. Eine solche Behauptung wäre völliger Quatsch. Wir brauchen den
Rehabilitationsmediziner selbstverständlich bei der Polymorbidität. Da ist
jeder Fachidiot wie ein Orthopäde - natürlich gibt es Ausnahmen - überfordert.
Für die Monomorbidität ist es aber ein Beitrag zur Qualität und derzeit eine
unabdingbare Versorgungsnotwendigkeit. Heute und in Zukunft
langen die rehabilitativen Mediziner nicht, um eine vernünftige und auch
wohnortnahe Rehabilitation durchzuführen. Auch darum geht es.
Vielen Dank.
(Beifall)
Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der
Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:
Schönen
Dank, Herr Metke. Möchte jemand dagegen sprechen? - Bitte, Herr Rüggeberg.
Dr. Rüggeberg, Bremen:
Ich möchte formal
Vorstandsüberweisung beantragen. Die Argumente für eine Stärkung der
rehabilitativen Kompetenz in den jeweiligen Fächern sind hinlänglich bekannt
und auch richtig. Sie müssen aber berücksichtigen, dass Sie ein derzeit
existentes Fach in seinen Inhalten gefährden und auszehren. Wegen der
verschiedenen Impedanzen kann das nur in der Ständigen
Konferenz und anderen zuständigen Gremien geklärt werden. Ich rate
Ihnen, das hier nicht aus dem hohlen Bauch heraus zu entscheiden.
(Beifall)
Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der
Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:
Wir haben keine Diskussion,
sondern das war ein Beitrag zur Geschäftsordnung. Jetzt müssen wir zur
Abstimmung kommen.
(Dr. Gitter, Bremen: Ich möchte gegen
den Antrag auf
Vorstandsüberweisung sprechen!)
- Herr Raidt hat bereits dagegen gesprochen.
(Dr. Gitter, Bremen: Er hat gegen den
Antrag gesprochen, aber
nicht gegen den Antrag auf Vorstandsüberweisung!)
- Hat jemand den Antrag auf Vorstandsüberweisung gestellt?
Gibt es einen Antrag auf Vorstandsüberweisung?
(Zurufe: Ja!)
- Dann dürfen Sie dagegen sprechen. Bitte schön.
Dr. Gitter, Bremen:
Ich möchte dagegen sprechen,
weil ich keine Notwendigkeit für eine Vorstandsüberweisung sehe. Sie haben in
der Vorlage einen Vorschlag zur Zusatzweiterbildung Rehabilitationswesen, die
für jeden Facharzt zugänglich wäre. Insofern kann ich den Sinn dieses Antrags
nicht verstehen. Deshalb sollte man ihn ablehnen.
(Beifall)
Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der
Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:
Danke. Jetzt bitte Herr
Koch als Referent.
Dr. Koch, Referent:
Herr Präsident! Liebe
Kolleginnen und Kollegen! Ich kann mich im Wesentlichen auf das beziehen, was
Herr Rüggeberg bereits gesagt hat. Es gibt den Facharzt für Physikalische
Therapie und Rehabilitation und es gibt die Zusatzweiterbildung
Rehabilitationswesen, die allerdings etwas anderes beinhaltet. Sie beinhaltet
das Management der Rehabilitation, aber nicht das Rehabilitieren als solches.
Der vorliegende Antrag ist natürlich im Prinzip in den
Gebieten machbar. Wenn wir hier so beschließen, würde das bedeuten, dass wir
das Gebiet Physikalische Therapie und Rehabilitation plötzlich erneut infrage
stellen. Ich denke, das können wir nicht tun, ohne dass wir ein Gesamtkonzept
vorlegen, wie wir in Zukunft mit der
Rehabilitation umgehen wollen. Der Ausschuss und auch die Ständige Konferenz haben sich darüber unterhalten,
dass dieses Problem neu aufgerollt werden muss. Wir müssen hier in eins, zwei
Jahren einen erneuten Vorschlag vorlegen. Wir haben entsprechende Kontakte auch
schon mit den Fachgesellschaften aufgenommen.
Ich bitte Sie also, dieses heute nicht zu beschließen,
sondern an den Vorstand zu überweisen, damit wir diese Ideen mit in die
Diskussion einbringen können. Anderenfalls kämen wir heute zu Verwerfungen
innerhalb der Weiterbildungsordnung.
Vielen Dank.
(Beifall)
Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe,
Präsident der
Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:
Vielen Dank. Wir kommen
jetzt also zur Abstimmung über den Antrag auf Drucksache Nr. II-38.
Wer möchte diesen Antrag an den Vorstand überweisen? - Wer ist dagegen? - Der
Antrag ist an den Vorstand überwiesen und gehört zur
Stoffsammlung bei
der weiteren Meinungsbildung.
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