TOP II : Novellierung der (Muster-)Weiterbildungsordnung

3. Tag: Donnerstag, 22. Mai 2003 Nachmittagssitzung

Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:

Damit kommen wir zum Antrag 46, Zusatzweiterbildung Sozialpädiatrie. Dazu gibt es den Geschäftsordnungsantrag, dass der Antrag lieber an den Vorstand überwiesen wird, bevor er abgelehnt wird. Darum hat der Antragsteller gebeten. Damit ist die Vorstandsüberweisung beantragt. Darüber müssen wir zunächst befinden. Erst dann können wir uns inhaltlich mit dem Antrag beschäftigen. Gibt es eine Gegenrede? - Bitte schön, Frau Kollegin.

Dr. Pfaffinger, Bayern:

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich spreche gegen den Antrag II-46. Die Inhalte der vorgelegten Zusatzweiterbildung Sozialpädiatrie überschneiden sich weitgehend mit den Inhalten des Fachgebiets der Kinder- und Jugendpsychiatrie und ‑psychotherapie, ohne jedoch diese Qualifikation auf diagnostischem und schon gar nicht auf therapeutischem Gebiet zu vermitteln. Die vorliegende Definition der Sozialpädiatrie, die leider nicht mit den Verbänden der Kinder- und Jugendpsychiater abgesprochen wurde, umfasst das Gebiet nicht nur der körperlichen, sondern auch aller seelischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Es ist nicht möglich, in 18 Monaten eine umfassende Zusatzqualifikation für die Therapie dieser Erkrankungen zu erwerben. Im Besonderen ist es unmöglich, wie im letzten Spiegelstrich ausgeführt, die jeweils erforderlichen medizinischen, heil- und sonderpädagogischen Verfahren und auch noch die psychologischen und therapeutischen Verfahren zu erlernen.

Ich erkenne durchaus die Problematik der Versorgung dieser Kinder an. Man denke nur an die Ereignisse in Erfurt und Freising. Das darf uns aber nicht dazu verführen, jetzt gut gemeint, aber im Schnellschuss einen Schmalspurexperten für die Therapie der seelischen und sozialen Störungen des Kinder- und Jugendalters ins Leben zu rufen.

Der vorgelegte Antrag ist so nicht zustimmungsfähig.

(Zuruf: Doch!)

Weil die Sache aber so wichtig ist, bitte ich Sie, ihn zur weiteren Diskussion der Ziele und Inhalte sowie zur Abstimmung mit allen betroffenen Verbänden an den Vorstand zu überweisen.

Vielen Dank.

(Beifall)

Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:

Vielen Dank, Frau Dr. Pfaffinger. Für den Antrag sprechen möchte Herr Dr. Peters aus Rheinland-Pfalz. Bitte schön.

Dr. Peters, Rheinland-Pfalz:

Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte Sie bitten, dem Antrag zu entsprechen, und zwar aus folgenden Gründen. Die wichtigsten Argumente finden Sie in der Begründung des Antrags. Es geht nicht genau um das, was meine Vorrednerin gesagt hat, sondern es geht darum, dass es in der Bundesrepublik mittlerweile über 100 Zentren gibt, die mehrfach behinderte Kinder versorgen, die eine ganz komplexe Materie zu betreuen haben. Ich habe es am eigenen Leibe verspürt, als ich von der Universitätsklinik Mainz in ein solches Zentrum übergewechselt bin. Dort war das eine ganz andere Materie. Diese Materie in ihrer ganzen Komplexität wird aber auch benötigt.

Deshalb bitten wir Sie, dem Antrag so, wie er vorgelegt ist, zuzustimmen. Er ist mit allen Fachgesellschaften der Kinderheilkunde, der Sozialpädiatrie, mit dem Berufsverband der Niedergelassenen Kinderärzte abgestimmt und von langer Hand vorbereitet. Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie der Versorgung der mehrfach Behinderten im Jahr der behinderten Menschen entsprechen könnten.

Vielen Dank.

(Beifall)

Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:
Danke schön. Jetzt kommen wir zur Abstimmung über den Antrag auf Drucksache Nr. II-46. Wir stimmen zunächst über den Überweisungsantrag ab. Wer möchte den Antrag 46 an den Vorstand überweisen? - Wer möchte das nicht? - Das Erste war die Mehrheit, wenn der Abstand auch knapp war. Wer möchte sich enthalten? - Einige Enthaltungen. Der Antrag ist an den Vorstand überwiesen.

© 2003, Bundesärztekammer.