TOP III : Palliativmedizinische Versorgung in Deutschland

3. Tag: Donnerstag, 22. Mai 2003 Vormittagssitzung

Prof. Dr. habil. Schulze, Vorstand der Bundesärztekammer:

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir haben heute viel vom Defizit in der Palliativmedizin gehört. Ich sehe an den Fakultäten Analogien zu den Gebieten Geriatrie und Allgemeinmedizin. Hier gibt es auf jeden Fall einen sehr großen Nachholebedarf. Wenn es uns nicht gelingt, die jungen Kollegen in ihrer Ausbildung rechtzeitig mit diesen Fragen zu konfrontieren und dies auch zu fundieren, dann wird es verdrängt. Der Tod als Insuffizienzleistung der Medizin steht viel zu sehr im Vordergrund.

Wir müssen vielleicht versuchen, es noch stringenter zu fassen, als es in dem Leitantrag formuliert ist. Die Kapazitäten sind auf diesem Feld auszubauen. Wenn man die strikte Forderung aufstellt, nach der Approbationsordnung an den 36 Fakultäten die Palliativmedizin verstärkt einzuführen, dann muss man dafür auch Kapazitäten haben. Wir haben ja gehört, dass es bisher nur zwei Lehrstühle gibt. Das ist absolut unzureichend.

Wir sollten aber auch nicht warten, bis neue Lehrstühle geschaffen sind, sondern wir sollten mit regionalen Möglichkeiten dort, wo Palliativstationen und Hospize existieren, im Sinne des Lehrbeauftragten an den Fakultäten die Kollegen in die Fakultäten hineinholen und dort die jungen Kollegen in einer gut strukturierten Palliativmedizin unterweisen.

Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass zurzeit viel zu wenigen jungen Kollegen dieses Gebiet im Hinterkopf ist und dass ihnen viel zu wenig diese Fragen in ethischer, wissenschaftlicher und versorgungsrelevanter Weise nahe gebracht werden. Ich äußere den dringenden Appell, die Palliativmedizin in der Lehre zunehmend zu verankern und im Rahmen der Neuorganisation der Studienordnungen die Palliativmedizin dort einzuführen.

Vielen Dank.

(Beifall)

Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:

Schönen Dank
, Herr Schulze. Als nächster Redner bitte Herr Kollege Binder aus Bayern, genauer gesagt: aus Franken.

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