Dr. Blachar, Vorsitzender
des Vorstandes des Weltärztebundes, Präsident der Israel Medical
Association (Übersetzung):
Sehr geehrter Herr Professor Hoppe! Sehr geehrte Vorstandsmitglieder
der Bundesärztekammer! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es ist eine
große Ehre und eine besondere Freude, heute anlässlich dieser wichtigen
Versammlung der deutschen Ärzteschaft vor Ihnen zu stehen. In beiden
Funktionen - nämlich als Vorsitzender des Vorstandes des Weltärztebundes
(WMA) und als Präsident der Israelischen Ärztevereinigung - hatte
ich viele Gelegenheiten, mit Mitgliedern der Bundesärztekammer zusammenzuarbeiten.
Wir haben einige enge Freundschaften entwickelt.
Die Bundesärztekammer hat sich immer sehr aktiv
an den Angelegenheiten des Weltärztebundes beteiligt: mit Mitgliedern
wie Dr. Vilmar, der in offiziellen Funktionen dient, aber auch mit
Professor Hoppe und Dr. Kloiber, die immer bereitstehen, um in jeder
Weise zu helfen. Ihre Unterstützung für die Ärzteorganisationen in
den sich entwickelnden Demokratien in Mittel- und Osteuropa ist dem
Weltärztebund bekannt und ist ein Beweis für den Geist der Brüderlichkeit.
Die Bundesärztekammer setzt sich aktiv auch mit anderen Fragen der
Gesundheitspolitik auseinander und hat so bei vielen Gelegenheiten
auf die internationale Gesundheitspolitik Einfluss genommen.
Dies sind keine leichten Zeiten für Ärzte. Die
Medizin steht oft zwischen politischen, juristischen, finanziellen
und anderen Einschränkungen, die unsere Möglichkeiten, unseren Patienten
auf die beste Art zu dienen, behindern. Die Bundesärztekammer ist
auch für ihre Bemühungen bekannt, diese Beeinträchtigung auszugleichen,
und für ihren erfolgreichen Einsatz, die Standpunkte der Ärzteschaft
in Europa und in der Welt zu vertreten.
Lassen Sie mich diese einmalige Gelegenheit nutzen,
ein anderes sehr wichtiges Thema anzusprechen: die Deklaration von
Helsinki. Sie ist weltweit neben dem ärztlichen Eid das wichtigste
Dokument der Selbstverwaltung. Es spiegelt unsere Ideen, unsere Verpflichtungen
und unser Engagement für eine ethisch korrekt durchgeführte Forschung
am Menschen wider. Während der letzten zehn Jahre hatten wir sehr
intensive Gespräche und Kooperation mit vielen Regierungsagenturen,
der Weltgesundheitsorganisation, dem Weltverband der medizinisch-wissenschaftlichen
Fachgesellschaften (CIOMS), ausgesprochen profilierten Akademikern
aus verschiedenen Einrichtungen, Vereinen und der Industrie und Tausenden
von Einzelpersonen über das Internet - nicht zu vergessen mit unseren
Mitgliedsgesellschaften.
Im Jahre 2000 nahmen wir einstimmig die überarbeitete
Deklaration an - nicht weil wir unsere Prinzipien aufgaben, wie beispielsweise
den Patientenschutz, die Beratungen durch Ethikkommissionen oder den
„informed consent“. Es geschah, weil wir feststellten, dass neue Forschungsverfahren,
zum Beispiel Crossover-Studien, differenziertere Fragenstellungen
wie Dosis-Wirksamkeits-Studien oder neue Bereiche der Forschung -
man denke an die Humangenetik - aufgetreten waren. Wir haben vor vier
Jahren nicht über ein perfektes Dokument befunden. Keiner glaubte,
Moses zu sein und die Zehn Gebote zu bringen. Die Deklaration von
Helsinki ist ein „lebendes“ Dokument. Es hat auf Veränderungen in
der Vergangenheit reagiert. Es wird auf Veränderungen in der Zukunft
reagieren. Nicht die technischen Einzelheiten, die so heftig diskutiert
werden, sind in diesem Dokument feststehend; es ist der Kern, es sind
die Werte, die das solide Fundament darstellen, das diesem Text zugrunde
liegt.
Die neue Fassung der Deklaration wurde präziser,
mehr auf die Probleme unserer Zeit ausgerichtet, ohne die Werte, die
wir teilen, zu kompromittieren. An erster Stelle steht unsere ungeteilte
Verantwortung und unsere Verpflichtung für unsere Patienten. Wir haben
an ihr gearbeitet, wir arbeiten daran und wir werden auch weiterhin
daran arbeiten - so lange, wie wir die Verantwortung dafür übernehmen.
Bekanntermaßen hat die Bundesärztekammer über die Jahre hinweg, von
den ersten Anfängen bis zum heutigen Tage, stets eine wichtige und
aktive Rolle in dieser Entwicklung gespielt.
Vor zwei Jahren hat der Ärztetag in Rostock die
Deklaration von Helsinki aus der Berufsordnung entfernt. Dies verursachte
eine Menge Sorgen in der internationalen Ärzteschaft. Umso glücklicher
waren wir, als wir letztes Jahr erfuhren, dass Sie sich entschlossen
haben, die Deklaration von Helsinki bei diesem Ärztetag wieder in
die Berufsordnung aufzunehmen.
Es mag Ihnen nicht immer bewusst sein, aber Sie
sind eine der größten und sicher einflussreichsten Ärzteorganisationen
in der Welt. Was Sie beschließen, verursacht Reaktionen in sehr entfernten
Orten dieser Welt.
So wie die ärztliche Selbstverwaltung weltweit
bedroht ist, so ist sie es in Ihrem Land und in meinem. Aber unsere
ethische Basis ist ein hoher Wert an sich. Keine andere Berufsgruppe
hat einen so ausgefeilten Satz von global akzeptierten Werten, Regeln
und Empfehlungen. Wir sollten nicht zulassen, dass dies von außen
zerstört wird. Die Deklaration von Helsinki ist das am meisten respektierte
Dokument des Weltärztebundes, sie ist unser wichtigster Beitrag an
die Welt der ärztlichen Forschung. Aber sie ist nur so lange unsere,
wie wir dahinter stehen.
Wenn Sie in diesen Tagen über die Berufsordnung
befinden, denken Sie bitte nicht nur an Ihre deutschen Kollegen, sondern
auch an Ihre Bedeutung in der Weltgemeinschaft der Ärzte.
Herr Professor Hoppe, liebe Kolleginnen und Kollegen,
ich wünsche der Bundesärztekammer weiterhin Erfolg in Deutschland
und auf internationaler Ebene.
Ich bedanke mich noch einmal für die Einladung
und wünsche Ihnen einen guten Verlauf des Deutschen Ärztetages in
Bremen.
(Beifall)
Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer
und des Deutschen Ärztetages:
Vielen Dank, Herr Dr. Blachar, für Ihre Mitteilungen und vor allen
Dingen auch für die Anerkennung, dass wir uns bemühen, im Konzert
der Ärztinnen und Ärzte dieser Welt eine gute Rolle zu spielen.
Ich hoffe, das werden wir auch weiterhin so tun. Nochmals sehr herzlichen
Dank.
Ich begrüße den Vorsitzenden des Gemeinsamen
Bundesausschusses, Herrn Dr. Rainer Hess, bekannt von früher. Herzlich
willkommen, Rainer Hess!
(Beifall)
Ich begrüße das Vorstandsmitglied der Bulgarischen
Ärztekammer, Herrn Marko Gugushen. Herzlich willkommen!
(Beifall)
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