Dr. Gitter, Bremen:
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich spreche zum Antrag
auf Umdruck I-3. Herr Pickerodt, es wird Sie vielleicht wundern, aber
einigen Dingen in Ihrem Antrag möchte ich ausdrücklich zustimmen.
Es gibt in diesem Antrag aber auch Ausführungen, die ich so nicht
akzeptabel finde. Deshalb wäre es vielleicht hilfreich, über diesen
Antrag absatzweise abzustimmen.
Völlig zu Recht schreiben Sie, dass das GMG gravierende
Einschränkungen und Belastungen der Versicherten mit sich bringt.
Ich bin niemand, der eine stärkere finanzielle Belastung der Patienten
anstrebt. Genau dies ist nicht mein Bestreben. Ich würde mich über
eine Entlastung der Patienten durch eine Senkung der Krankenkassenbeiträge
freuen, die vielleicht dann eintreten könnte, wenn die gesetzlich
verordnete Bürokratisierung, über die wir ja noch zu sprechen haben
werden, zurückgenommen würde. Hier liegen große Ressourcen für Einsparungen.
Das ist aber nicht von uns Ärzten zu vertreten.
Ich verwahre mich gegen den Vorwurf, ich wollte
den Patienten Geld aus der Tasche ziehen. Ich wäre allerdings froh
darüber, wenn die von mir geleistete Arbeit, beispielsweise in Form
von Überstunden und Nachtarbeit, bezahlt und nicht wie selbstverständlich
hingenommen würde.
Der Formulierung, die Ärzte beanspruchten die finanziellen
Kräfte der Patienten, kann ich keinen Charme abgewinnen. Sie haben
Recht mit Ihrer Forderung, alle Einnahmen zur Beitragsberechnung heranzuziehen.
Ich bezweifele, dass dies durch eine Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze
geschehen muss. Man kann natürlich auch darüber nachdenken, ob es
sich um eine Entsolidarisierung handelt, wenn finanzkräftige Personen
von der gesetzlichen Krankenversicherung profitieren, weil diese Versicherung
sehr weit gehende Leistungen bietet, einschließlich der Familienversicherung.
Hinsichtlich der integrierten Versorgung ist zu
sagen, dass wir das als Ärzteschaft jahrelang gefordert haben und
die Politik dem zwar nachgekommen ist, aber in einer Art und Weise,
die letztendlich wieder nur zu einer Bürokratisierung und Mittelverschwendung
führt, nicht zu einer Aufhebung der Sektorengrenzen. Das ist schon
deswegen so, weil das Grundproblem der unterschiedlichen Vergütung
immer noch nicht gelöst ist. Da hätten wir bessere Vorschläge zu machen.
Hier kann man uns keine Vorwürfe machen.
Sie haben Recht: Die Regelungen im GMG führen zu
einer Merkantilisierung und letztendlich auch zu einer Geldverschwendung,
nicht aber zu positiven Effekten.
Noch ein Wort zum Hausarztsystem. Ich glaube, wir
sind uns mit den Hausärzten völlig einig, dass wir die freie Arztwahl
beibehalten wollen.
Wir sind natürlich für die von uns in Rostock und
in Köln bereits beschlossene Fortentwicklung der Weiterbildung.
Vielen Dank.
(Vereinzelt
Beifall)
Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer
und des Deutschen Ärztetages:
Vielen Dank, Frau Gitter, für die Analyse des Antrags I-3. – Der nächste
Redner ist Herr Kollege Munte aus Bayern. |