TOP II: Durch Quantität zu Qualität? – Folgen der Konzentration und Zentralisierung von medizinischer Versorgung für die Bevölkerung

Tag 2: Mittwoch, 19. Mai 2004 Vormittagssitzung

Dr. Josten, Nordrhein:

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Zunächst möchte ich unseren Referenten ganz herzlich danken. Als wir letztes Jahr den entsprechenden Antrag gestellt haben, war nicht abzusehen, in welcher Exzellenz es dieses Jahr umgesetzt würde.

(Beifall)

Man könnte noch eine Ergänzung um Heisenberg und seine Unschärfetheorie vornehmen. Heisenberg hat Anfang der 30er-Jahre beschrieben, dass sich das gemessene Objekt unter der Messung verändert. Das haben wir bei den Gutachten, die von einem Herrn aus Köln und anderen durchgeführt wurden, bemerkt.

Wichtig scheint mir der Hinweis zu sein, dass eine Kapazitätsverknappung zulasten unserer Patienten droht. Das kommt mir vor wie die Reise nach Jerusalem – Sie kennen das aus Kindertagen –: Zum Schluss bleibt ein Stuhl übrig. Die Qualität des Stuhles kann ich dann nicht mehr hinterfragen, denn es gibt ja nur noch einen und einen, der auf ihm sitzen kann. Die Versorgung mit Stühlen für die anderen ist hintangestellt.

Das erinnert mich – die Bundesministerin sprach es gestern an – an das Jahr 1969. In diesem Jahr gab es zwei große Ereignisse: Das Betreten des Mondes durch einen Menschen, durch Neil Armstrong, und die Herztransplantation durch Chris Barnard. Beide Ereignisse wurden durch Spezialisten möglich, beide erfüllten Kindheitsträume. Beide erfüllten keine Mindestmengen im Vorlauf und beide waren nicht evidenzbasiert. Das Lesen von „Peterchens Mondfahrt“ kann man ja nicht als entsprechende Literatur betrachten.

(Beifall)

Die Mondfahrt hat Pause und die Herztransplantation ist – das hat die Bundesministerin gestern gesagt – auch in unserem Lande mittlerweile so verbreitet, wenn auch noch nicht Routine, dass sie keine Schlagzeilen mehr produziert.

Deshalb ist es wichtig, auf die Vorschläge von Professor Gaeredts und Herrn Henke einzugehen und die Anträge 1, 2 und 3 anzunehmen. Der Hinweis von Herrn Henke auf die Weiterbildungsordnung scheint mir besonders wichtig zu sein. Hier verfügen wir über eine explizite achtzigjährige Tradition, solches umzusetzen. Der frühere Direktor der Kinderklinik der Universität Bonn, der mittlerweile verstorbene Kinderarzt Ulrich, forderte in seiner Fakultät, die eine Zeit lang auch die meine war, zuerst ein erstklassiges Krankenhaus. Seine Forderung wurde von den Kollegen nicht unmittelbar erkannt. Wir wollen eine Qualitätsverbesserung im Sinne einer Zusicherung für unsere Patienten erreichen. Um dies dauerhaft zu gewährleisten, müssen wir der Frage größere Aufmerksamkeit widmen – das kommt in den Anträgen zum Ausdruck –, dass gute Ärztinnen und Ärzte im gesamten Behandlungsprozess zusammenarbeiten. Hier sind sowohl der stationäre als auch der ambulante Bereich in der ärztlichen Versorgung gefordert.

Ich danke Ihnen.

(Beifall)

Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:

Schönen Dank, Herr Kollege Josten. – Als nächster Redner Herr Kollege Kühn aus Baden-Württemberg.

© 2004, Bundesärztekammer.