TOP II: Durch Quantität zu Qualität? – Folgen der Konzentration und Zentralisierung von medizinischer Versorgung für die Bevölkerung

Tag 2: Mittwoch, 19. Mai 2004 Vormittagssitzung

Prof. Dr. Braun, Berlin:

Das passiert mir zum wiederholten Male. – Sehr verehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte zu einer der eben genannten Qualitätsforderungen Stellung nehmen: Zugänglichkeit für alle, Nutzung der Fortschritte für alle. Gerade Hausärzte sind in ihrer Diagnostik von der Kooperation mit anderen Fachärzten abhängig. Wenn ich bereits jetzt in Berlin unter den Bedingungen des Individualbudgets im Rahmen der Herzinsuffizienzdiagnostik ein Vierteljahr auf Echokardiographien oder bei der Abklärung unklarer Oberbauchbeschwerden acht Wochen auf Oberbauchsonographien warte, dann ist leider festzustellen, dass wir nicht nur für die Zukunft eine Wartelistenmedizin befürchten müssen, sondern wir sind bereits mittendrin, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Patienten sind durch diese langen Wartezeiten noch mehr verunsichert und unzufriedener als durch die Praxisgebühr. Ich telefoniere pro Woche mindestens eine Stunde mit Fachkollegen, um die Patienten schneller unterzubringen.

Insoweit, liebe Kolleginnen und Kollegen, befinden wir uns hinsichtlich der Zugänglichkeit, die eine wichtige Strukturqualität darstellt, in einer so schlechten Situation, wie ich sie aus den letzten Jahren nicht erinnere. Es ist also leider fünf nach zwölf, wenn wir von Wartelistenmedizin sprechen. Diesem völlig inakzeptablen Zustand muss vonseiten der Ärzteschaft kurzfristig gegengesteuert werden; anderenfalls ist es unsinnig, über Prozess- und Ergebnisqualität zu reden.

Vielen Dank.

(Beifall)

Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:

Vielen Dank, Frau Kollegin Braun. – Als nächster Redner bitte Herr Professor Hettenbach.

© 2004, Bundesärztekammer.