TOP II: Durch Quantität zu Qualität? – Folgen der Konzentration und Zentralisierung von medizinischer Versorgung für die Bevölkerung

Tag 2: Mittwoch, 19. Mai 2004 Vormittagssitzung

Prof. Dr. Hettenbach, Baden-Württemberg:

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Vor wenigen Wochen haben sich die Chefärzte von Baden-Württemberg in Sindelfingen getroffen. Herr Professor Gitsch aus Freiburg hat berichtet, dass man vonseiten der Deutschen Krebsgesellschaft Überlegungen anstellt, dass nur noch diejenigen Kliniken gynäkologische Karzinome operieren dürfen, die mindestens 100 Fälle im Jahr vorzuweisen haben, abzüglich der Mammakarzinome, für die es andere Regelungen gibt. Wir haben uns gegenseitig angeschaut und ich habe gesagt: Eine so hohe Zahl habe ich nicht, ich bin in einem Krankenhaus der Schwerpunktversorgung. Der Kollege Erich Weiss aus Böblingen hat gesagt: Auch ich habe diese Zahl nicht. Zum Schluss haben wir festgestellt, dass wir alle nicht auf diese Zahl kommen.

Ich denke, es ist Zeit, dass wir uns auf den Weg machen, weil hier schon eine Verselbstständigung irgendwelcher Organisationen festzustellen ist. Für mich ist die Diskussion über Mindestmengen eigenartig. Nehmen wir einmal folgenden Fall: Ein Oberarzt an einer großen Klinik, der sehr erfahren ist, wird Chefarzt an einer kleineren Klinik. Mit der Übernahme dieser neuen Position kann er plötzlich angeblich nichts mehr, nur weil die Klinik, die er übernommen hat, kleiner ist. Das ist völlig unlogisch; das kann ich nicht nachvollziehen.

(Beifall)

Nirgends sind Obduktionsstatistiken mit einbezogen. Alles ist über den Daumen gepeilt. Das ist völlig unwissenschaftlich. Man sollte sich schämen, solche Dinge überhaupt in die Öffentlichkeit zu bringen. Da gibt es doch ganz andere Methoden!

(Beifall)

Diejenigen, die an den Hebeln sitzen, versuchen, diejenigen, die dort nicht sitzen, fern zu halten. Es geht allein um Claims, um sonst nichts.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall)

Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:

Vielen Dank. – Als nächster Redner bitte Herr Stocksmeier aus Westfalen-Lippe.

© 2004, Bundesärztekammer.