TOP II: Durch Quantität zu Qualität? – Folgen der Konzentration und Zentralisierung von medizinischer Versorgung für die Bevölkerung

Tag 2: Mittwoch, 19. Mai 2004 Vormittagssitzung

Dr. Stocksmeier, Westfalen-Lippe:

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine Damen und Herren! Ich glaube, es ist wichtig, dass ich Ihnen eine Mitteilung über etwas mache, das vielleicht nicht alle von Ihnen gestern Abend bei den Nachrichten mitbekommen haben. Gestern Abend hat Herr Professor Lauterbach in n-tv ein Interview gegeben und mitgeteilt: Ja, es stimmt, die Kostenexplosion im Gesundheitswesen hat nie stattgefunden, jedenfalls in den letzten zehn Jahren. Die Veränderungen bei den KVen bis 2007 werden erheblich sein. Die derzeitige Reform gilt nur für drei Jahre. Die Geldverteilung an die Ärzte von den Krankenkassen über die KVen wird sich deutlich verändern – für uns Ärzte natürlich sehr negativ. Die Ökonomie hat absoluten Vorrang vor der Menschlichkeit als Arzt und vielleicht auch als ärztlicher Seelenbetreuer.

Ich erinnere an ein Radiointerview von 1999 mit Herrn Dreßler, dem damaligen Gesundheitsexperten der SPD, der später als deutscher Botschafter nach Israel ging. Er hat im Gespräch mit Frau Knoche bestätigt, dass seit 1980 nie eine Kostenexplosion stattgefunden hat und dass es auch keine Ärzteschwemme gab. Er sagte damals, das sei als Diskussionspunkt für die Politik sehr gut gewesen.

Niemand sollte davon ausgehen, dass die Steigerung der Lohnnebenkosten in den letzten zehn Jahren durch die Gesundheitsausgaben in Höhe von 0,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts schuld am arbeitsmarktpolitischen und gesundheitspolitischen Desaster sind.

Die Delegierten auf diesem 107. Deutschen Ärztetag vertreten circa 320 000 aktive deutsche Ärzte. Werden wir aktiv! Liefern wir uns nicht diesen Politikern und einigen wenigen Gesundheitsökonomen aus, die glauben, sie könnten uns vorschreiben, was Arzttum ist und wie wir Ärzte zu handeln haben!

Vielen Dank.

(Beifall)

Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:

Vielen Dank, Herr Kollege Stocksmeier. Im weitesten Sinne war auch das ein Wortbeitrag zum Thema Mindestmengen, weil dabei einer der wesentlichen Verursacher in geeigneter Form gewürdigt wurde. – Der nächste Redner ist Herr Zimmer aus Nordrhein.

© 2004, Bundesärztekammer.