TOP II: Durch Quantität zu Qualität? – Folgen der Konzentration und Zentralisierung von medizinischer Versorgung für die Bevölkerung

Tag 2: Mittwoch, 19. Mai 2004 Vormittagssitzung

Prof. Dr. Mau, Berlin:

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Wir können mit Zufriedenheit konstatieren, dass dieser epidemiologische Nebel, in den Herr Lauterbach das Gesundheitswesen gehüllt hat, durch die Referate von Herrn Geraedts und Herrn Henke beseitigt wurde. Aus den Referaten geht ganz klar hervor, dass durchaus ein Zusammenhang zwischen Menge und Qualität bestehen kann, nur ist völlig unklar, ob dieser Zusammenhang ein Kausalzusammenhang ist und ob er in allen Bereichen existiert.

Die Mindestmengenregelung basiert sozusagen auf dem Denken in Exponentialkurven. Politiker denken in Exponentialkurven: Es wird immer besser, es wird immer mehr. Ich habe persönlich in dieser Beziehung einschlägige Erfahrungen. Ich habe schon vor 25 Jahren gehört, dass 10 Prozent Kesselstein besser sind als 5 Prozent, weil es eben mehr werden muss. Ich nehme Herrn Lauterbach das Denken in Exponentialkurven nicht übel. Ich selber habe gewissermaßen einen 25-jährigen Vorsprung in Sachen geplantes Gesundheitswesen.

Wir sollten uns auf die Realität besinnen. Herr Henke hat in seinem Referat das Entscheidende gezeigt: Wenn zu wenig gemacht wird, gelingt es nicht, weil die Übung fehlt, weil das Training fehlt, weil die Ausstattung fehlt. Wenn zu viel gemacht wird, gelingt es auch nicht, weil man überfordert ist, weil die Prozesse nicht mehr funktionieren, da die Menschen erschöpft sind.

Wir sollten uns darauf besinnen, dass die Prozesse, die wir im Gesundheitswesen epidemiologisch betrachten, in der Regel Gauß’sche Glockenkurven sind. Zu wenig ist schlecht, zu viel ist auch schlecht; irgendwo liegt das Optimum, auf das wir uns konzentrieren sollten. Wir entschärfen diesen Gedankengang dadurch, dass wir sagen: Es kann nicht sein, dass Mindestmengen grundsätzlich falsch sind. Wir konzentrieren uns darauf, über die Regulierung der Menge die Qualität zu beeinflussen. Wenn wir sagen, dass die Mengenregulierung qualitätsfördernd sein wird, können wir besser an diese Aufgabe herangehen und können alle ideologischen Vorbehalte beiseite lassen.

Vielen Dank.

(Beifall)

Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:

Schönen Dank, Herr Mau. – Als nächster Redner bitte Herr Kollege Clever aus Baden-Württemberg.

© 2004, Bundesärztekammer.