Prof. Dr. Lob, Bayern:
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich bin mit der
großen Sorge nach Bremen gefahren, dass diese Änderung der Berufsordnung
für uns eher gefährlich ist. Wir haben hier auf den Gängen und anderswo
sehr viel diskutiert. Ich glaube, dass wir das Problem anders angehen
müssen.
Wenn es stimmt, was Herr Flenker und andere hier
gesagt haben, dass wir mit dieser Berufsordnung mehr Freiheit für
die Ärzte schaffen und die Gängelung, die in der alten Berufsordnung
beinhaltet ist, zugunsten neuer Strukturen aufgeben, dann sollte man
das positiv sehen. Neues bedeutet natürlich auch Risiko; dieses Risiko
müssen wir tragen.
Es gibt allerdings eine Ausnahme, nämlich § 19
Abs. 2. Dieser § 19 Abs. 2 ist genau das Gegenteil von mehr Freiheit,
denn er bedeutet weniger Freiheit. Seit 20 Jahren kämpfen wir an den
Universitätskliniken gegen diese Hierarchien, dass einer allein das
Liquidationsrecht für Dinge beansprucht, die er selbst nicht einmal
beherrscht, aber kraft der hierarchischen Ordnung abrechnen zu können
glaubt. Jetzt ist in dem vorgelegten Text genau das, was wir bekämpfen,
expressiv verbis wieder eingeführt, nämlich dass ein Facharzt als
Praxisinhaber die für ihn fachgebietsfremde ärztliche Leistung erbringen
darf. Wie kann denn jemand eine ärztliche Leistung erbringen, die
er fachlich gar nicht beherrscht? Damit können wir doch gar nicht
erst anfangen, so etwas darf nicht sein!
(Beifall)
Wenn wir mehr Freiheit wollen, sollten wir den
Mut zu dieser Berufsordnung haben, sie hier ausführlich diskutieren
und heute beschließen. Wir sollten auf der anderen Seite nicht in
derselben Berufsordnung neue Gängelungen und Hierarchien einführen.
Entsprechend dem Antrag III-2 sollte § 19 Abs. 2 ersatzlos gestrichen
werden.
Wir müssen heute beschließen, um die Zukunft zu
gestalten und damit wir nicht dasselbe erleben wie bei der (Muster-)Weiterbildungsordnung,
bei der man sechs Jahre diskutiert hat und dieselben Argumente fünfzehnmal
wiederholt wurden.
Danke.
(Beifall)
Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer
und des Deutschen Ärztetages:
Vielen Dank. – Der nächste Redner ist der Präsident der Landesärztekammer
Schleswig-Holstein, Herr Kollege Bartmann. |