Dr. Lipp, Sachsen:
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Bundesärztekammer hat sich in
ihren Gremien viele Gedanken über die Bepunktung gemacht. Ich gebe
Folgendes zu bedenken. Nicht jeder kommt aus einer Weltstadt wie Leipzig
oder Dresden, wo permanent Fortbildungen angeboten werden und die
Kollegen auch kurze Wege haben. Ich denke vor allen Dingen an die
Kollegen aus dem ländlichen Bereich, die sehr viel mehr Aufwand betreiben
müssen, um an einem Seminar teilnehmen zu können. Einen Punkt pro
Stunde finde ich gerade für diese Kollegen knapp bemessen. Das sollte
man vielleicht auf zwei Punkte erhöhen.
Ich halte es für unerlässlich, dass auch berufspolitische
und Wirtschaftsseminare bepunktet werden, nicht nur rein fachliche
und medizinische Inhalte. Berufspolitische und wirtschaftliche Aspekte
sind zunehmend existenziell für die Tätigkeit des Arztes.
Bis jetzt war es so, dass wir mehr oder weniger
kostenfrei an Fortbildungsveranstaltungen teilnehmen konnten und nur
für den Nachweis eine Gebühr an die Kammer zahlen mussten. Jetzt haben
wir per Gesetz die Fortbildung aufgedrückt bekommen und müssen sie
zum großen Teil bezahlen. Jetzt sollen wir dann teilweise erhebliche
Mittel auch noch dafür aufbringen, den Nachweis führen zu können.
Das finde ich nicht ganz korrekt. Man sollte die Kosten für den Nachweis
den Veranstaltern auferlegen. Das sollte in den Landesärztekammern
jeweils über Gebühren finanziert werden. Das hätte den Charme, dass
diejenigen Kollegen, die sich nicht an der Weiterbildung und der Fortbildung
beteiligen, über die Gebühren finanziell mit herangezogen werden.
Die Hospitation ist aus der Sicht der niedergelassenen
Kollegen auf jeden Fall unterbewertet. Es ist ein Unterschied, ob
ich als stationär tätiger Kollege von Station zu Station laufe und
eine Hospitation mache oder ob ich meine Praxis für einen Tag schließen
muss, um zum Zwecke der Hospitation zu einem anderen Kollegen oder
ins Krankenhaus zu gehen. Der Aufwand ist hier für den niedergelassenen
Kollegen viel höher. Deshalb sollten die Hospitationen höher bepunktet
werden.
Ich danke Ihnen und bitte um Unterstützung.
(Vereinzelt
Beifall)
Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer
und des Deutschen Ärztetages:
Danke schön, Herr Lipp. – Als nächster Redner bitte Herr Kollege Thomas
aus Westfalen-Lippe. |