Henke, Vorstand
der Bundesärztekammer:
Herr
Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich habe mich nur gemeldet, um kurz
zu beschreiben, auf welche Art und Weise es den Krankenkassen honoriert wird,
wenn sie dieses Ausfüllen der Dokumentationsbögen in den Disease-Management-Programmen
übernehmen. Ich stütze mich dabei auf einen Vortrag, den Herr Professor Wille
am 6. Mai beim Landesverbandstag Ost der Betriebskrankenkassen gehalten hat.
Dort hat er unter anderem mit Bezug auf die Disease-Management-Programme
die Verhältnisse für die Krankenkassen dargestellt, die durch das Akkumulieren
der Daten und das Einhalten aller Regeln in den Disease-Management-Programmen
entstehen. Die Risikostrukturausgleichsverordnung regelt das ja.
Ich will Ihnen ein einziges Beispiel nennen, damit man die
Triebkraft, die dahinter steckt, diese Bürokratie so zu wollen, begreift. Wenn
eine 40-jährige Frau bei einer Krankenkasse als Behandlungsfall aufschlägt,
kein Mammakarzinom hat, dann fließen aus dem
Risikostrukturausgleich aufgrund von Alter und Geschlecht typischerweise
1 300 Euro an die Krankenkasse zurück.
Wenn eine Frau im Alter von 40 Jahren ein Mammakarzinom hat, das im Disease-Management-Programm
versorgt wird, dann fließt für diese Frau eine Summe von 9 900 Euro über
den Risikostrukturausgleich an die Krankenkasse zurück.
Wenn dieselbe Frau nicht in das Disease-Management-Programm
eingegliedert wird, aber wegen ihres Mammakarzinoms
trotzdem behandelt und versorgt werden muss, fließt aus dem
Risikostrukturausgleich für diese Patientin dieselbe Summe, als wäre sie nicht
mit einer Karzinomerkrankung befrachtet, nämlich 1 300 Euro. Die
Differenz, ob die Dokumentation nun über das Disease-Management-Programm
erfolgt oder nicht, bedeutet für die Krankenkasse über den
Risikostrukturausgleich einen Refinanzierungsunterschied von 8 600 Euro,
nämlich die Differenz zwischen 1 300 Euro und 9 900 Euro.
Das erklärt Ihnen das Interesse der Krankenkassen an
dieser Dokumentation.
(Beifall)
Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe, Präsident der
Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:
Sehr schön. Dieses Wissen
muss Allgemeingut werden. Bei anderen Krankheiten, die nicht so klar abgrenzbar
sind wie die Diagnose eines Karzinoms, entsteht die Versuchung, Personen in das
Programm zu bekommen, die für ein solches Programm vielleicht nur grenzwertig geeignet sind.
Aber das ist ein anderes Thema. Wir sprechen ja derzeit über die
Bürokratisierung.
Der nächste Redner ist Herr von Zastrow
aus Niedersachsen. Bitte schön.
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