Dr. Schüller, Nordrhein: Herr Präsident, auch von
mir herzlichen Dank für die Rede. Sie enthielt wirklich alles, was notwendig
war. Die Ministerin konnte, glaube ich, nicht so sehr aus sich herausgehen,
denn bei uns in Nordrhein-Westfalen ist in drei Wochen Landtagswahl. Sie hatte
mit Sicherheit einen Maulkorb und durfte die Wogen nicht hochgehen lassen.
Ich habe mich sehr gefreut, dass ich in der Rede des
Präsidenten hinsichtlich der Prävention erwähnt wurde. Es wird gleich noch ein
Antrag von Herrn Rohde, Herrn Sülz und mir zur Prävention und deren
Implementierung in den Schulunterricht kommen. Damit ist nicht gemeint, dass an
allen Schulen laufend ein Gesundheitsunterricht stattfinden soll. Vielmehr
sollen in den laufenden Unterricht gesundheitsrelevante Daten und Fakten
einbezogen werden, damit eine entsprechende Aufklärung erfolgt. Die Schulzeit
und vielleicht auch schon die vorhergehende Kindergartenzeit sind wichtige
Abschnitte, in denen wir alle in der Bevölkerung erreichen können, bevor sie
mit wachsendem Alter sich verteilen. Ich bitte Sie, diesen Antrag zu
unterstützen.
Ein weiterer Punkt, der mir grundsätzlich am Herzen liegt –
auch damit knüpfe ich an die Rede des Präsidenten an –, ist die Frage nach
Freiheit und Verantwortung. Wir sagen immer: Die Ärzteschaft hat einen freien
Beruf, den freien Arztberuf. Wenn Freiheit im Wesentlichen bedeutet,
Verantwortung zu übernehmen, dann ist das sicher ein richtiger Aspekt. Wenn
Freiheit aber gleichzeitig auch bedeutet, dass man in der Ausübung des Berufs
durch eine Programmmedizin und Ähnliches so eingeschränkt wird und so
vorgeschrieben bekommt, was zu tun ist, man dafür aber anschließend die
persönliche Verantwortung übernehmen soll, dann ist das mit dem freien Beruf
nicht mehr vereinbar.
Ich glaube, dass wir als Ärzteschaft sehr lange geschlafen
haben. Wir haben sogar uns selber solche detaillierten Programme für die Praxis
und die Klinik gegeben. Es ist sicher richtig, dass wir eine ordentliche
Fortbildung betreiben und uns um eine gute Weiterbildung kümmern müssen, damit
wir auf dem jeweiligen Stand der Wissenschaft sind und unseren Patientinnen und
Patienten gegenüber eine gute und verantwortbare Medizin betreiben. Was wir
heute erleben – und das kommt aus der Ärzteschaft und nicht aus der Politik –,
nämlich eine so genannte moderne Medizin, eine strukturierte Medizin usw., ist
zum Teil hanebüchen. Ich bin niedergelassener Hausarzt und Internist in
Düsseldorf. Bei mir stehen am Anfang des Quartals durchaus 30, 40 Leute an der
Rezeption, wollen ihre Karte abgeben und ihre Überweisungen abholen. Das
bedeutet pro Tag 150 bis 200 Überweisungen. Wer allen Ernstes glaubt, dass ich
diese Leute alle untersuche, um festzustellen, ob sie nun genau zu diesem oder
zu jenem Facharzt müssen, irrt sich. Wer so tut, als sei es so, sagt sicher
nicht die Wahrheit. Das ist keine strukturierte Medizin, sondern Selbstbetrug
an uns Ärzten.
(Beifall)
Hier geht es auch um einen Teil des Aufgabenbereichs eines
freien Berufs. Wir lassen uns in Schemata pressen, die wir angeblich erfüllen
müssen, aber anschließend kommt nichts anderes dabei heraus, als dass die
Kassen das Geld besser unter sich aufteilen können. Wenn wir als Ärzteschaft so
weitermachen, sägen wir den Ast, auf dem wir sitzen, selber ab. Verantwortung
können wir nur übernehmen, wenn wir nur das verantworten müssen, was wir zuvor
selber frei entschieden haben.
Danke.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Vielen Dank,
Herr Schüller. Der nächste Redner ist Herr Kollege Lob aus Bayern.
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