Dr. Albers, Berlin: Liebes Präsidium! Liebe
Kolleginnen und Kollegen! Ich muss mich leider noch einmal zu Wort melden, weil
ich gehört hatte, dass folgendes Problem von jemand anders zur Sprache gebracht
würde, was aber leider nicht erfolgt ist. Ich bin als chirurgischer Oberarzt
tätig und gleichzeitig auch Betriebsrat. In letzterer Eigenschaft haben wir
reichlich zu tun mit dem Personalabbau in den Krankenhäusern. Dabei tauchen
immer wieder so genannte Benchmarkzahlen auf, die sich auf so genannte
InEK-Vergleichsdaten stützen. Sie werden das sicherlich schon kennen gelernt
haben. Die InEK-Daten aus 144 Vergleichskrankenhäusern werden mittlerweile von
den Krankenhausträgern instrumentalisiert und werden als Werkzeug zum rigorosen
Stellenabbau im ärztlichen Dienst benutzt.
Dieser Stellenabbau gefährdet zunehmend nicht nur die Qualität
unserer Arbeit, was natürlich öffentlich nicht gesagt werden darf, weil es das
Nachbarhaus zwar auch macht, aber nicht sagt – so schaden wir uns mit dieser
öffentlichen Diskussion immer nur selbst –, sondern er gefährdet vor allem auch
die Weiterbildung der jungen Kollegen. So werden fehlende Kollegen im OP zum
Beispiel an unserem Haus neuerdings durch Operationsassistenten ersetzt. Das
ist nicht ärztliches Personal, das als permanenter Hakenhalter eingesetzt wird,
wobei man wissen muss, dass bei uns nahezu alle Eingriffe inklusive der
Whipple-Operation oder der tiefen anterioren Resektionen nur noch von zwei
Personen durchgeführt werden.
In der Konsequenz führt das dazu, dass nur noch Fachärzte
zusammen mit diesem OP-Assistenten operieren. Der eigentlich am OP-Tisch
auszubildende junge Kollege macht derweil draußen die Stationsarbeit. Wenn Sie
dann noch bedenken, dass man mittlerweile dazu übergeht, in den Operationssälen
die Schnitt-Naht-Zeiten der Operateure auszuwerten, um die so genannte
ineffiziente Leistungserbringung herauszufiltern, wissen Sie, dass Ausbildung
hier nicht mehr stattfindet.
Angesichts der ungeheuren Auswirkungen dieser InEK-Vergleiche
sind unseres Erachtens die regionalen Ärztekammern aufgefordert, die
Krankenhäuser in ihrem Wirkungsbereich, die Daten für diese InEK-Erhebung
liefern, daraufhin zu überprüfen, ob in diesen Häusern Überstunden tatsächlich
erfasst, vergütet
oder ausgeglichen werden, ob die Kollegen nach den Bereitschaftsdiensten tatsächlich
nach Hause gehen, ob fachübergreifende Dienste geleistet werden müssen, ob das
Arbeitszeitgesetz eingehalten wird, ob vor allen Dingen auch die zugrunde
liegende Tarifstruktur dem BAT-Niveau entspricht. Ohne dass diese Kriterien
transparent gemacht werden, können Sie jeden Vergleich hinsichtlich der
Personalkosten, die über InEK laufen, in die Tonne treten.
Danke.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Vielen Dank,
Herr Kollege Albers. Für diejenigen, die möglicherweise nicht jeden Tag mit
InEK umgehen: Das ist das Institut für Entgeltsystem im Krankenhaus. Das sind
diejenigen, die die DRGs, die Vergütungseinheiten und sonstigen Werkzeuge für
das Krankenhaus weiterentwickeln. Dieses Institut ist ebenso wie der Gemeinsame
Bundesausschuss in Siegburg beheimatet.
Das Wort hat jetzt Dieter Mitrenga aus Nordrhein.
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