TOP II: Arbeitssituation der niedergelassenen Ärzte

1. Tag: Dienstag, 3. Mai 2005, nur Nachmittagssitzung

Dr. Goesmann, Niedersachsen:
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich arbeite seit 20 Jahren in der Allgemeinmedizin und es macht mir immer noch Spaß. Ich finde es wichtig, dies zu betonen. Trotz all der Widrigkeiten, die wir dem Referat von Herrn Gadomski entnehmen konnten, machen sicher die meisten von uns ihre Arbeit noch gern. Wir haben versucht, innerhalb unserer Familie quasi zukunftsgerichtet die Berufswahl weiterzugeben. Sowohl unsere Kinder als auch sämtliche Nichten und Neffen haben gesagt: Allgemeinmedizin in der Praxis, das ist uns zu anstrengend, das machen wir nicht.

Was können wir tun – darüber müssen wir hier ja beschließen –, um zum einen den Nachwuchs dazu zu bringen, in die Niederlassung zu gehen, und zum anderen diejenigen, die aus dem System herauszubrechen drohen, wieder einzufangen? Ich möchte jetzt ausdrücklich nicht als Mitglied der Deutschen Akademie für Allgemeinmedizin zur Förderung der hausärztlichen Versorgung sprechen – die Anträge liegen Ihnen vor, sie sprechen für sich –, aber mir ist es wichtig, an dieser Stelle zu sagen: Wir müssen Nachwuchswerbung unter den Studentinnen und Studenten betreiben. Mir ist es ein ganz besonderes Anliegen, eine Antwort auf die Frage zu finden: Wie können wir im Rahmen der Lehre die jungen Leute dafür gewinnen, dass sie zur Medizin kommen und nicht sagen, das sei zu anstrengend? Wir müssen sie wegführen von der rein technisch betrachteten Medizin. Wir müssen sie auch im Sinne des Antrags zur Psychotherapie und zur Psychosomatik dahin führen, dass sie erkennen: Medizin macht Spaß, wenn wir den ganzen Menschen behandeln können.

Ein weiterer Punkt, zu dem ich einen Antrag gestellt habe und der mir wichtig ist, ist folgender. Es gibt inzwischen Ärztinnen und Ärzte, die ausgebrannt sind. Deshalb haben Herr Gadomski und ich einen Antrag für Maßnahmen gegen das Burn-out-Syndrom bei Ärztinnen und Ärzten eingebracht. Wir haben in der Ärztekammer Niedersachsen ein gebündeltes Paket für Kolleginnen und Kollegen entwickelt, die sich diesem Beruf nicht mehr gewachsen fühlen und ein Angebot suchen, wie sie mit ihrer Problematik fertig werden können. Wenn Sie möchten, kann ich das gern näher darlegen. Auf jeden Fall war es sehr schön, zu sehen, dass das angenommen wurde, dass es eine rege Nachfrage gab und dass man den Kolleginnen und Kollegen, die im Beruf nicht mehr weiterwussten, helfen konnte.

Die Ministerin hat es bei der Eröffnungsveranstaltung bereits erwähnt: Gestern wurde der Berliner Gesundheitspreis an innovative Versorgungsformen in der Hausarztmedizin verliehen. Es stellte sich heraus: Kooperation macht Spaß – das hat auch Herr Gadomski gesagt –, Zusammenarbeit bringt Lust statt Frust. Die Entwicklung neuer Kooperationsformen in der Medizin scheint mir wichtig zu sein.

Es liegt ein Antrag zu der Frage vor – ich bitte Sie, Ihr Augenmerk darauf zu richten –: Wie können wir unsere engsten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wie können wir die Arzthelferinnen dazu bringen, uns in diesen Kooperationsformen noch besser zu unterstützen? Es scheint mir notwendig, ein gebündeltes Paket an Maßnahmen zu entwickeln, um Lust statt Frust in den Praxen zu erzeugen.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe:
Vielen Dank, Frau Goesmann. Als nächster Redner Herr Calles aus Bayern.

 

© 2005, Bundesärztekammer.