TOP II: Arbeitssituation der niedergelassenen Ärzte

2. Tag: Mittwoch, 4. Mai 2005 Vormittagssitzung

Prof. Dr. Kossow, Niedersachsen:
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren Kolleginnen und Kollegen! Wenn Sie Anregungen dafür haben möchten, wie die ambulante Versorgung sowohl im Interesse der Patientinnen und Patienten als auch im Interesse der Ärztinnen und Ärzte verbessert werden kann, empfehle ich Ihnen die Lektüre der Gesundheitsmonitore 2002 bis 2004 der Bertelsmann Stiftung. Dort finden Sie, leider auf zu schwacher Zahlenbasis, eine Reihe von Ergebnissen, die aus Befragungen sowohl von Patientinnen und Patienten als auch von Ärztinnen und Ärzten resultieren. Diese Befragungsergebnisse erlauben es, eine Reihe von Oberzielen für die Verbesserung des Systems zu formulieren, wenn man die Berufszufriedenheit der Fachberufe und Ärzte und die Zufriedenheit der Patientinnen und Patienten verbessern möchte.

Erstens. Es gibt zu wenig Transparenz, natürlich wegen der Vertragsvielfalt, die in den letzten Jahren in das Gesundheitssystem eingeführt worden ist. Für 500 Verträge, die abgeschlossen sind, sind lediglich die Deckblätter und die Unterschriftsblätter bei der Meldestelle erhältlich, aber nicht der Inhalt. Hier sind Sie auf das Entgegenkommen eines Vertragspartners angewiesen, der die Dinge publiziert. Lediglich die spektakulären Großverträge – Stichwort: Barmer Ersatzkasse/Hausärzteverband – sind sowohl durch Apotheker als auch durch die Barmer Ersatzkasse als auch durch den Verband in vollem Wortlaut erhältlich.

Ohne Transparenz ist aber der Wettbewerb ein hohles Ziel, ohne Transparenz sind auch klare Leistungsabgrenzungen und Verantwortungszuordnungen nicht durchsetzbar.

Zweitens. Es reicht nicht, Ziele bzw. auch Unterziele und Detailziele zu formulieren, ohne dass man Verantwortungen klar zuordnet. Beispielsweise hat der Vorstand der Bundesärztekammer einen solchen Beschluss zur Verbesserung der Impfrate gefasst: Alle Ärzte sollen das Recht haben, zu impfen. Richtig wäre es gewesen, einen Beschluss zu fassen, wer kompetent ist, wie geimpft werden soll, wie kontrolliert wird, wie dafür geworben wird und welche Kampagnen dafür gestartet werden.

Ohne eine solche saubere Zuordnung von Zielsetzung und Verantwortung und ohne die Überprüfung, ob man den Zielen gerecht geworden ist, werden wir keine stressärmere Arbeitsweise und auch keine höhere Zufriedenheit bei den betroffenen Patientinnen und Patienten erreichen.

Vielen Dank.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe:
Schönen Dank, Herr Kossow. Jetzt Frau Haus aus Nordrhein.

 

© 2005, Bundesärztekammer.