Dr. König, Hessen: Herr Präsident! Liebe
Kolleginnen und Kollegen! Ich bin jetzt 27 Jahre lang in der Praxis tätig und
muss sagen, dass ich solche Situationen wie derzeit noch nie erlebt habe. Die
Hausärzte werden inzwischen ausgedünnt und die Fachärzte werden plattgemacht.
Ich sehe für die weitere Zukunft wenig Chancen, dass die Facharztpraxen
überleben können. Wir werden von Budgets umringt. Wenn ich die Tür zur Praxis
öffne, habe ich als Erstes den Begriff „Budget“ vor Augen: Die Leistung wird
budgetiert, die Zahlung wird budgetiert, die Anzahl der Patienten wird
budgetiert. Wo bleibt da das freie Arbeiten?
Die Folge ist das Nachlassen der Motivation, die Folge ist die
Beschränkung der Arbeitszeit, weil man sich sagt: Für diese Summe arbeite ich
nicht so lange, da ist mir die Freizeit mehr wert. Die Folge ist allerdings,
dass die Patienten nicht angemessen versorgt werden. Wir stehen da vor der
Wahl, ob wir das eine oder das andere tun sollen. Die Qualität lässt nach. Wie
soll man jemanden motivieren, Qualität zu erbringen, wenn die Qualität nicht
mehr bezahlt wird? Hier müssen Politik und Krankenkassen darüber nachdenken,
wie dieses Problem gelöst werden kann. Es ist die Rede von neuer
Qualifizierung, von der Qualitätssicherung, aber wie soll das alles ohne
Bezahlung erfolgen?
Das Niveau der Medizin droht zu sinken. Wie will ich die
jungen Kollegen dazu motivieren, in die Praxis zu gehen, an einen ungesicherten
Arbeitsplatz – denn es ist heute ein ungesicherter Arbeitsplatz –, und dort
qualifiziert zu arbeiten? Wir sollen dem Patienten gegenüber ja nicht über Geld
reden, sondern nur über unsere Leistungsfähigkeit, aber die Patienten fragen
uns ja selber, warum diese und jene Leistung nicht mehr angeboten wird. Man
muss den Patienten klar machen, dass manche Angebote aufgrund der Budgetierung
einfach nicht mehr möglich sind. Hier brauchen wir auch die Unterstützung der
Kliniker. Wir haben jahrelang die Kliniker in ihrer Forderung nach einer
angemessenen Honorierung unterstützt, jetzt bitten wir die Kliniker, dass sie
uns in unserer Forderung nach angemessener Honorierung unterstützen.
(Beifall)
Nach dem neuen EBM wird die dort geforderte Leistung nur noch
zu 60 Prozent bezahlbar sein. Vieles wird uns vorgegaukelt. Es wurde mit einem
Punktwert von 5,11 gehandelt, aber wenn man es genau durchrechnet, sind nur 60
Prozent zu bezahlen. Deshalb diese Budgetierung an allen Ecken und Enden. Solange
nicht mehr Geld kommt, wird es auch nicht besser werden.
Vielen Dank.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Danke schön,
Herr König. Jetzt Frau Dr. Gitter aus Bremen.
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