TOP II: Arbeitssituation der niedergelassenen Ärzte

2. Tag: Mittwoch, 4. Mai 2005 Vormittagssitzung

Dr. Munte, Bayern:
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich spreche zu dem zurückgezogenen Antrag II-5. Ich bitte die Antragsteller, diesen Antrag wieder aufleben zu lassen und zumindest dafür zu sorgen, dass er an den Vorstand überwiesen wird, wenn er schon keine Mehrheit finden sollte.

Warum bin ich dieser Meinung? Mittlerweile ist es so, dass die Hausärzte für ihre Weiterbildung genauso lange brauchen wie die Fachärzte. Jeder Hausarzt muss davon ausgehen, dass er, bevor er seine Praxis eröffnen kann, mindestens 12 bis 13 Jahre, einschließlich des Studiums, weitergebildet sein muss. Auf der anderen Seite gibt es den Euro-Praktiker, der nach zwei Jahren nach Deutschland kommen kann, um dasselbe anbieten zu können wie unsere Hausärzte nach 12 Jahren Weiterbildung, einschließlich des Studiums.

Das bedeutet, dass die Nachwuchsgewinnung für die Allgemeinmedizin immer schwieriger wird. Das sehen wir auch an den entsprechenden Zahlen. Was bedeutet das für die Entwicklung insgesamt? Ein Hausarzt mit dieser Weiterbildung, der ein hoch qualifizierter Arzt ist, bekommt beispielsweise für einen Hausbesuch schon heute keine angemessene Vergütung. Aufgrund der Finanzmisere im Gesundheitswesen wird er zukünftig noch weniger bekommen. Ähnliche Entwicklungen gibt es aufgrund der hohen Kosten im Gesundheitswesen auch in anderen Ländern, und zwar in dem Sinne, dass man medizinische Heilberufe erfindet, wie beispielsweise den Bachelor of Science in Nursing, den Nurse Practicioner in den USA und ähnliches mittlerweile auch in den skandinavischen Ländern und in Großbritannien. Diese kleinen Doktoren erbringen die Leistungen sehr viel günstiger als die Hausärzte heute.

Ich meine, hier besteht eine große Gefahr für die Hausärzteschaft. Insofern ist der Antrag vollkommen richtig, zu überlegen, wie man durch entsprechende Fachangestellte im hausärztlichen Bereich gewisse Aufgaben wie Hausbesuche bei Husten, Schnupfen und Heiserkeit günstiger erbringen kann. Hierüber müssen wir diskutieren, bevor weitere Medizinberufe geschaffen werden. Im „British Medical Journal“ ist bereits die Qualität der Hausbesuche durch Hausärzte mit jener der Nurse Practicioner verglichen worden. Da Letztere mehr Zeit haben, war die Zufriedenheit der Patienten mit ihnen größer als die Zufriedenheit mit den Hausärzten. Deswegen müssen diese Berufe bei den Hausärzten angesiedelt werden und dürfen nicht in Konkurrenz zu diesen tätig sein.

Deshalb meine Bitte, diesen Antrag wieder aufleben zu lassen und ihn dann anzunehmen.

Danke schön.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe:
Schönen Dank, Herr Munte. Das muss dann jemand übernehmen. Für uns liegt der Antrag einstweilen nicht zur Abstimmung vor. Jetzt bitte Herr Kollege Voigt aus Niedersachsen.

 

© 2005, Bundesärztekammer.