Dr. Munte, Bayern: Herr Präsident! Liebe
Kolleginnen und Kollegen! Ich spreche zu dem zurückgezogenen Antrag II-5. Ich
bitte die Antragsteller, diesen Antrag wieder aufleben zu lassen und zumindest
dafür zu sorgen, dass er an den Vorstand überwiesen wird, wenn er schon keine
Mehrheit finden sollte.
Warum bin ich dieser Meinung? Mittlerweile ist es so, dass die
Hausärzte für ihre Weiterbildung genauso lange brauchen wie die Fachärzte.
Jeder Hausarzt muss davon ausgehen, dass er, bevor er seine Praxis eröffnen
kann, mindestens 12 bis 13 Jahre, einschließlich des Studiums, weitergebildet
sein muss. Auf der anderen Seite gibt es den Euro-Praktiker, der nach zwei
Jahren nach Deutschland kommen kann, um dasselbe anbieten zu können wie unsere
Hausärzte nach 12 Jahren Weiterbildung, einschließlich des Studiums.
Das bedeutet, dass die Nachwuchsgewinnung für die
Allgemeinmedizin immer schwieriger wird. Das sehen wir auch an den
entsprechenden Zahlen. Was bedeutet das für die Entwicklung insgesamt? Ein
Hausarzt mit dieser Weiterbildung, der ein hoch qualifizierter Arzt ist,
bekommt beispielsweise für einen Hausbesuch schon heute keine angemessene
Vergütung. Aufgrund der Finanzmisere im Gesundheitswesen wird er zukünftig noch
weniger bekommen. Ähnliche Entwicklungen gibt es aufgrund der hohen Kosten im
Gesundheitswesen auch in anderen Ländern, und zwar in dem Sinne, dass man
medizinische Heilberufe erfindet, wie beispielsweise den Bachelor of Science in
Nursing, den Nurse Practicioner in den USA und ähnliches mittlerweile auch in
den skandinavischen Ländern und in Großbritannien. Diese kleinen Doktoren
erbringen die Leistungen sehr viel günstiger als die Hausärzte heute.
Ich meine, hier besteht eine große Gefahr für die
Hausärzteschaft. Insofern ist der Antrag vollkommen richtig, zu überlegen, wie
man durch entsprechende Fachangestellte im hausärztlichen Bereich gewisse
Aufgaben wie Hausbesuche bei Husten, Schnupfen und Heiserkeit günstiger
erbringen kann. Hierüber müssen wir diskutieren, bevor weitere Medizinberufe
geschaffen werden. Im „British Medical Journal“ ist bereits die Qualität der
Hausbesuche durch Hausärzte mit jener der Nurse Practicioner verglichen worden.
Da Letztere mehr Zeit haben, war die Zufriedenheit der Patienten mit ihnen
größer als die Zufriedenheit mit den Hausärzten. Deswegen müssen diese Berufe
bei den Hausärzten angesiedelt werden und dürfen nicht in Konkurrenz zu diesen
tätig sein.
Deshalb meine Bitte, diesen Antrag wieder aufleben zu lassen
und ihn dann anzunehmen.
Danke schön.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Schönen
Dank, Herr Munte. Das muss dann jemand übernehmen. Für uns liegt der Antrag
einstweilen nicht zur Abstimmung vor. Jetzt bitte Herr Kollege Voigt aus
Niedersachsen.
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