Dr. Goesmann, Niedersachsen: Herr Präsident!
Meine Damen und Herren! Ich konnte heute Morgen die ersten Redebeiträge nicht
mitbekommen, weil ich im Fernsehen zum Ärztemangel und zu den
Arbeitsbedingungen im niedergelassenen wie im Krankenhausbereich sprechen
sollte. Ich hoffe, dass ich unsere Sorgen und Nöte entsprechend darstellen
konnte.
Ich stelle fest, dass uns diese Mangelsituation, in der wir
uns jetzt offensichtlich befinden, interessant macht. Wir waren in den Medien
noch nie so häufig gefragt wie in der letzten Zeit. Der so genannte Ärztemangel
macht uns interessant und bietet die Chance, die Arbeitsbedingungen, die
Arbeitszeiten und die finanziellen Rahmenbedingungen unserer Arbeit zu
verbessern. Kurz gesagt: Wir haben in dieser Situation auch die Chance, etwas
zu pokern.
Die zentrale Botschaft aller Arztgruppen muss natürlich sein,
dass das, was derzeit passiert, die Zeit, die wir den Patienten zur Verfügung
stellen, und die Zuwendung, die der Patient bekommt, verringert.
Wir müssen Gegenstrategien entwickeln. Deswegen waren ja auch
die vorliegenden Anträge gestellt worden. Ich bin aufgefordert worden, den
Antrag der Deutschen Akademie für Allgemeinmedizin zurückzuziehen, der sich
ganz konkret mit Maßnahmen befasst, wie man die hausärztliche Versorgung
verbessern könnte. Ich möchte den Antrag nicht zurückziehen. Er ist ja nicht
von mir, sondern die Deutsche Akademie für Allgemeinmedizin, in die alle
Landesärztekammern ein bis zwei Vertreter entsenden, hat diesen Antrag so
verfasst. Ich sollte ihn hier nur einbringen. Ich bitte Sie, diesen Antrag zu
verabschieden
oder ihn an den Vorstand zu überweisen – das war ja eben auch schon mehrfach
Thema –, damit dort noch einmal intensiv das Problem des Ärztemangels vorbereitet,
diskutiert und für den nächsten Ärztetag aufbereitet werden kann.
Ich freue mich, dass der Antrag II-5 reaktiviert wurde und zur
intensiven Beratung an den Vorstand überwiesen werden soll. Wir haben in der
Ständigen Konferenz und dem Ausschuss „Medizinische Fachberufe“, dessen
Vorsitzende ich bin, schon seit zwei Jahren den Auftrag, uns mit diesem Thema
zu befassen und ein Curriculum für Arzthelferinnen zu entwickeln, die in der
hausärztlichen Versorgung unter Anleitung des Arztes unterstützend tätig sein
können. Es ist etwas Flankierendes, was auf der Agenda der Bundesärztekammer
steht und dort schon bearbeitet werden sollte. Dennoch meine ich, wir sollten
es an den Vorstand der Bundesärztekammer überweisen und dort diskutieren. Auch mein
Votum lautet, dieses Thema des Ärztemangels nächstes Jahr auf dem Ärztetag
intensiv zu beraten.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Danke schön,
Frau Goesmann. Herrn Lob möchte ich daran erinnern, dass wir gestern schon um
17 Uhr mit diesem Tagesordnungspunkt begonnen haben, sodass also gestern
bereits eine Stunde zur Verfügung stand. Herr Lipp, den wir jetzt hören werden,
ist, glaube ich, der 46. Redner, der zu diesem Tagesordnungspunkt spricht, was
auch ein Zeichen dafür ist, dass die Diskussion sehr ausgiebig und auch, wie
ich finde, sehr fruchtbar und erfolgreich ist.
Bitte, Herr Lipp.
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