Dr. Lipp, Sachsen: Noch eine Ergänzung zum Antrag
5. Vorhin war meine Redezeit abgelaufen. Dieser Antrag 5 ist ausschließlich
unter der Prämisse zu verstehen, dass wir in vielen Gebieten eine
Unterversorgung haben, dass wir eine Unterfinanzierung haben, dass wir einen
Ärztemangel haben und dass es eine Überlastung der Ärzte gibt. Hätten wir diese
vier Aspekte nicht, bräuchten wir den Antrag nicht. Aber da diese vier Aspekte
Realität sind, brauchen wir diesen Antrag.
Bevor sich der Vorstand der Bundesärztekammer damit befasst,
möchte ich darauf hinweisen, dass wir in der DDR, die ja mit dem Mangel und der
Rationierung gelebt hat, Erfahrungen mit so etwas hatten. Wir hatten
Gemeindeschwestern, die von der Kommune oder der Kirche angestellt waren. Sie
haben zum großen Teil exzellente Arbeit geleistet. Sie haben uns enorm
entlastet. Wichtig ist, dass wir über diese Strukturen die Chance erhalten, uns
auf Kernkompetenzen konzentrieren und den ganzen – ich möchte es so formulieren
– Arbeitsmüll ein bisschen abgeben zu können, der dann qualifiziert erledigt
wird.
Ich bitte die Bundesärztekammer, nicht wieder bei null
anzufangen und irgendetwas zu entwickeln, sondern wir können auf Erfahrungen
zurückgreifen. Der Mangel existiert doch und wir sollten nicht glauben, dass
die Gesellschaft oder die Wirtschaft dies ignoriert. Wenn wir einen Mangel zu
verzeichnen haben, können wir uns drehen und wenden, wie wir wollen: Es wird
Strukturen geben, die in dieses Feld einbrechen. Bei der Psychotherapie haben
wir als Ärzte den psychologischen Aspekt vernachlässigt. Jetzt haben wir die
Psychotherapeuten. Das war früher einmal unser Kerngebiet.
Es ist mir lieber, ich habe eine Struktur, die ich steuern
kann, als dass sie mir von außen vorgegeben wird. Deshalb sollte man drei Dinge
beachten: Erstens sollte man solche qualifizierten Kräfte schaffen, aber sie
sollten beim Arzt anstellbar sein. Es sollte auch möglich sein, dass Gruppen
von Ärzten solche Sozialarbeiter oder Sozialschwestern einstellen können. Und
schließlich muss das natürlich extrabudgetär bezahlt werden. Ich habe keine
Lust, den Fortschritt, meinen Nachwuchs und auch noch die Sozialarbeiter zu
bezahlen!
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Schönen
Dank. Jetzt bitte Herr Fuchs aus Niedersachsen.
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