Dr. Bartmann, Vorstand der Bundesärztekammer:
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren Kolleginnen und Kollegen!
Die erste Frage lautet: Was wollen wir eigentlich? Wenn ich die Aussagen der
letzten 24 Stunden in einem Satz zusammenfassen sollte, könnte dieser so
lauten: Wir wollen jetzt und in Zukunft unsere Patienten vernünftig versorgen
und dabei die Freude an unserem Beruf behalten, gegebenenfalls wiedergewinnen.
Ich möchte diesem einen Satz einen zweiten anfügen: Das gilt auch für das
richtige Leben. Dazu gehört, dass wir den Lebensunterhalt für uns und unsere
Familien in einer Arbeitszeit erwirtschaften, die dafür auch noch Zeit und Raum
lässt.
(Beifall)
Natürlich müssen wir dabei die Lehrsätze – vielleicht sollte
ich besser sagen: die Lehrersätze – der Ministerin von gestern berücksichtigen.
Satz eins: Wir leben in einer Welt begrenzter Ressourcen. Satz zwei: Bei
begrenzten Ressourcen ist Rationierung unvermeidbar.
Bis zum Beginn der 70er-Jahre schien dieser zweite Lehrsatz
außer Kraft gesetzt, weil die verfügbaren Mittel größer waren als die
Leistungsabforderungen. Seitdem aber sind wir, die Arbeiter im
Gesundheitswesen, zunehmend aber auch die Patienten einer statistischen Rationierung
unterworfen. Dies alles geschieht auf der Basis einer unzureichenden, in vielen
Fällen sogar völlig fehlenden Datenlage. Milliardenschwere Beträge werden
hochgerechnet, aus anderen Verhältnissen mit ähnlicher Datenunsicherheit
übertragen; gelegentlich hat man den Eindruck – erlauben Sie mir diesen
Ausdruck –, dass man sie sich schlicht und einfach aus den Fingern saugt.
Wenn wir aber unser Ziel der vernünftigen Patientenversorgung
bei hoher Zufriedenheit der Einheit Arzt/Patient erreichen wollen, brauchen wir
Zahlen und Daten, die nicht die Höhe der verfügbaren und verteilbaren Mittel
zur Basis haben, sondern die Summe der aufgrund realer Kosten errechneten
eigentlich benötigten Finanzen.
Was ist uns das wert? Diese Frage möchte ich offen lassen, bis
wir das demnächst unter einem eigenen Tagesordnungspunkt diskutieren.
Gegebenenfalls werde ich mich dann laut und deutlich wieder zu Wort melden.
Vielen Dank.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Vielen Dank,
Herr Bartmann. Der nächste Redner ist Herr Dr. Schimanke aus
Mecklenburg-Vorpommern. Bitte sehr.
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