TOP III: Förderung der Versorgungsforschung durch die Bundesärztekammer

2. Tag: Mittwoch, 4. Mai 2005 Nachmittagssitzung

Dr. Schimanke, Mecklenburg-Vorpommern:
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Aus den Ausführungen, die wir eben gehört haben, konnten wir erkennen, dass die Versorgungsforschung ein sehr weites Feld ist. Mir hat aber eine ganz grundlegende Tatsache gefehlt: die Population, die versorgt werden soll. Ist es Deutschland? Ist es die EU? Ist es ein Bundesland? Oder ist es nur eine Region? Ich werde Sie jetzt mit dem Hinweis darauf verblüffen, dass es in Mecklenburg-Vorpommern schon seit mehr als 15 Jahren eine Versorgungsforschung gibt. 1991 wurde das Modellprojekt „Community Medicine“ an der Universität Greifswald eingeführt. Seit 2002 ist das ein eigenes Institut. Die Region Mecklenburg-Vorpommern wurde deshalb ausgewählt, weil sich dort im Zeitraffer abspielt, was sich in der ganzen Bundesrepublik ereignet. 1989 war Mecklenburg-Vorpommern das Land mit der jüngsten Durchschnittsbevölkerung. Mittlerweile haben wir den Bundesstandard erreicht. Das wird sich im Zeitraffer fortsetzen. 2012 wird Mecklenburg-Vorpommern zu den Ländern mit der ältesten Bevölkerung gehören. Das ergibt sich durch die Zuwanderung älterer Bürger, durch die Abwanderung und durch die Verlängerung der Lebenserwartung der Bevölkerung.

Es gibt seit 1997 valide Daten, die aus einer Studie mit sorgfältig recherchierten Daten aus 150 inzwischen abgeschlossenen oder noch laufenden Projekten stammen. Das ist die Grundlage für die Forschung, die an diesem Institut betrieben wird. Es gibt beispielsweise eine Neonatologiestudie, ein Modellprojekt „Regionale Gesundheitsversorgung“ mit einem Medizinischen Versorgungszentrum. Es geht um ländliche Gebiete mit einer unterdurchschnittlichen Bevölkerungsdichte und einer unterdurchschnittlichen Arztdichte.

Die bislang verfügbaren Ergebnisse sagen beispielsweise aus, dass aus dem Rückgang der Bevölkerung nicht die Schlussfolgerung gezogen werden kann, dass in gleichem Maße die Arztzahlen zurückgehen.

Basiswissenschaften dieses Projekts „Community Medicine“ sind die Human- und die Zahnmedizin, die Epidemiologie, die Biometrie, die Sozialmedizin, die Ökonomie, die Demographie und die Medizinische Informatik. Ich könnte zu diesem Thema noch sehr viel sagen, aber leider ist meine Redezeit abgelaufen. Die Universität Greifswald steht mit diesem eingearbeiteten Team auch der Bundesärztekammer zur Verfügung, um Modellprojekte durchzuführen, die dann durchaus von dem Ruch der Auftragsforschung befreit werden können.

Ich danke für die Aufmerksamkeit.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe:
Schönen Dank, Herr Schimanke. Jetzt noch Herr Kühn, anschließend bekommt Herr Professor Schwartz als Referent das Wort. Bitte, Herr Kühn.

 

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