TOP III: Förderung der Versorgungsforschung durch die Bundesärztekammer

2. Tag: Mittwoch, 4. Mai 2005 Nachmittagssitzung

Dr. Jonitz, Vorstand der Bundesärztekammer:
Herr Calles, ich freue mich auf die Auseinandersetzung, denn hier geht es um ein Thema, das mir am Herzen liegt. Das gilt offensichtlich für beide Seiten. Dieses Thema ist außerordentlich wichtig. Das Schöne ist, dass es etwas mit unserer Arbeit zu tun hat. Gibt es hier im Saal Fußballfans aus Nordrhein-Westfalen? – Ja, da meldet sich jemand. Adi Preißler, der bekannte Fußballspieler vom Wuppertaler SV, später Borussia Dortmund, hat das geflügelte Wort geprägt: Wichtig ist aufm Platz. Wer befindet sich denn auf dem Platz der Patientenversorgung? Das sind doch wir. Was passiert auf diesem Platz? Es passieren so viele unerfreuliche Dinge dort, dass viele junge Kollegen sagen: nein, lieber nicht. Viele von den älteren Kollegen sagen: Um Gottes willen, nichts wie raus. Der Rest weiß im Prinzip kaum, wo er seinen Frust und seine Unlust abladen soll. Das ist nicht gut. Wir haben gestern alle die Eröffnungsrede von Herrn Hoppe beklatscht, weil es stimmt, was er sagt. Was wird denn über das Geschehen auf dem Platz berichtet? Ich kenne nur Pseudogutachten, Halbwahrheiten und ideologische Vorgaben, die unsere Arbeit schlechtreden.

Wie berichten wir denn darüber? In netten Anekdoten und Berichten darüber, was man einmal erlebt hat und wie schwer die Welt ist. In dem Moment, da die Presse kommt und fragt, was konkret passiert, fangen wir tierisch an zu rudern und überlegen, wie wir das, was wir tagtäglich erleben, belegen können.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wenn wir nicht ZDF – Zahlen, Daten, Fakten – über die Wirklichkeit unserer Patientenversorgung erheben, haben wir keine Chance, auch nur annähernd einer ideologisch geprägten Politik standzuhalten.

(Beifall)

Natürlich wird die Versorgung durch die Ärzte gewährleistet; das ist richtig. Aber glauben Sie denn, das allein reicht aus? Glauben Sie, Sie könnten unsere Probleme, die wir mit der Politik haben, dadurch lösen, dass wir den Kollegen erklären: Mach deine Arbeit besser, halte durch, du wirst es schon irgendwie schaffen?

Unsere Kolleginnen und Kollegen brauchen unsere politische Unterstützung. Deswegen steht dieses Thema heute auf der Tagesordnung, wir müssen heute zu politischen Entscheidungen kommen. Sie beschließen ja nicht darüber, wo wie viele PCs genutzt werden. Die konkrete Ausgestaltung ist Aufgabe des Vorstands der Bundesärztekammer und der Geschäftsführung. Wir hier sollten heute den politischen Beschluss fassen: Jawohl, wir gehen mit unserer Wahrheit, mit unserer Realität heraus, wir berichten darüber und richten uns danach. Vor allen Dingen richten wir auch das Verhalten anderer im Hinblick auf die Realität.

Vielen Dank.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe:
Schönen Dank. Zur Ergänzung: Adi Preißler war Mitglied jener Fußballmannschaft, die zweimal hintereinander mit denselben Spielern Deutscher Meister geworden ist. Das hat es in der Geschichte des Fußballs nur einmal gegeben. Das war Borussia Dortmund.

Das Wort hat jetzt Herr Dr. Conrad.

 

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