TOP III: Förderung der Versorgungsforschung durch die Bundesärztekammer

2. Tag: Mittwoch, 4. Mai 2005 Nachmittagssitzung

Prof. Dr. Braun, Berlin:
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte Ihnen zwei Sachverhalte zur Bedeutung der Versorgungsforschung aus allgemeinärztlicher Sicht nahe bringen. Ich bin niedergelassene Hausärztin in Berlin-Köpenick in einer großen Allgemeinpraxis und bin auch Lehrstuhlinhaberin in der Charité. Wir hatten in den letzten vier Jahren Gelegenheit, im Rahmen der erwähnten Kompetenznetzwerke Erfahrungen mit der Versorgungsforschung zu machen. Die Realisierung solcher Analysen des Ist-Zustands in Allgemeinpraxen hat letztendlich immer dazu geführt, dass es zu einer Verbesserung der Situation für die Patienten in den jeweiligen Praxen gekommen ist.

Die beteiligten Ärzte, ganz normale Allgemeinärzte, wurden für bestimmte Themen sensibilisiert und es entwickelte sich eine ganz enorme Dynamik. Es entwickelte sich eine höhere Arztzufriedenheit in den entsprechenden Qualitätszirkeln.

Mein erstes Credo, meine Damen und Herren: Die Versorgungsforschung nutzt ganz konkret und sehr kurzfristig Ihren eigenen Patienten.

Zweitens möchte ich zur Konkretisierung der Erforschung des „physicians factor“ beitragen. Wir erhielten gestern und heute Hinweise zu den schlechten Arbeitsbedingungen der Ärztinnen und Ärzte, Arbeitsbedingungen, meine Damen und Herren, die krank machen, die eine geringere Lebenserwartung der Ärzte produzieren, mehr Ehescheidungen, weniger Ärztekinder, weniger Arztzufriedenheit und weniger Patientenzufriedenheit.

Es nutzt nichts, wenn wir darüber lamentieren und uns aufregen, sondern es hilft uns nur, wenn wir auch beweisen können, welche Krankheiten die Zumutungen der Gesellschaft in der Ärzteschaft produzieren.

Insofern lautet mein zweites Credo: Wir sollten die Erkrankungen von Ärzten analysieren und prüfen, in welchen Zusammenhängen sie entstehen.

Ich denke, meine Damen und Herren, das sind wir unseren Patienten, unseren Familien, unseren Nachfolgern und auch uns selbst gegenüber schuldig. Wenn wir die Problemlösung verschieben, dann haben wir nur Schaden für uns selbst.

Vielen Dank.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe:
Danke schön, Frau Braun. Jetzt bitte Herr Adam aus Bayern.

 

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