Prof. Dr. Braun, Berlin: Sehr geehrter Herr
Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte
Ihnen zwei Sachverhalte zur Bedeutung der Versorgungsforschung aus
allgemeinärztlicher Sicht nahe bringen. Ich bin niedergelassene Hausärztin in
Berlin-Köpenick in einer großen Allgemeinpraxis und bin auch Lehrstuhlinhaberin
in der Charité. Wir hatten in den letzten vier Jahren Gelegenheit, im Rahmen
der erwähnten Kompetenznetzwerke Erfahrungen mit der Versorgungsforschung zu
machen. Die Realisierung solcher Analysen des Ist-Zustands in Allgemeinpraxen
hat letztendlich immer dazu geführt, dass es zu einer Verbesserung der
Situation für die Patienten in den jeweiligen Praxen gekommen ist.
Die beteiligten Ärzte, ganz normale Allgemeinärzte, wurden für
bestimmte Themen sensibilisiert und es entwickelte sich eine ganz enorme
Dynamik. Es entwickelte sich eine höhere Arztzufriedenheit in den
entsprechenden Qualitätszirkeln.
Mein erstes Credo, meine Damen und Herren: Die
Versorgungsforschung nutzt ganz konkret und sehr kurzfristig Ihren eigenen
Patienten.
Zweitens möchte ich zur Konkretisierung der Erforschung des
„physicians factor“ beitragen. Wir erhielten gestern und heute Hinweise zu den
schlechten Arbeitsbedingungen der Ärztinnen und Ärzte, Arbeitsbedingungen,
meine Damen und Herren, die krank machen, die eine geringere Lebenserwartung
der Ärzte produzieren, mehr Ehescheidungen, weniger Ärztekinder, weniger
Arztzufriedenheit und weniger Patientenzufriedenheit.
Es nutzt nichts, wenn wir darüber lamentieren und uns
aufregen, sondern es hilft uns nur, wenn wir auch beweisen können, welche
Krankheiten die Zumutungen der Gesellschaft in der Ärzteschaft produzieren.
Insofern lautet mein zweites Credo: Wir sollten die Erkrankungen
von Ärzten analysieren und prüfen, in welchen Zusammenhängen sie entstehen.
Ich denke, meine Damen und Herren, das sind wir unseren
Patienten, unseren Familien, unseren Nachfolgern und auch uns selbst gegenüber
schuldig. Wenn wir die Problemlösung verschieben, dann haben wir nur Schaden
für uns selbst.
Vielen Dank.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Danke schön,
Frau Braun. Jetzt bitte Herr Adam aus Bayern.
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