Dr. Montgomery, Hamburg: Herr Präsident! Meine
Damen und Herren! Ich kann nahtlos an meinen Vorredner anknüpfen. Ich möchte
gern auf das Referat von Herrn Scriba zurückkommen, in dem er dargestellt hat,
wie sich in den letzten zwei Jahren der Wunsch der Bundesärztekammer nach
Versorgungsforschung entwickelt hat.
Der Wunsch ist viel älter. Sie alle erinnern sich an den Satz
von Karsten Vilmar – Sie haben ihn immer wieder durch Beifall bestätigt –: Wir
brauchen endlich medizinisch-ökonomische Orientierungsdaten. Was ist das
anderes als Versorgungsforschung? Schon in den 80er-Jahren haben wir als
Bundesärztekammer darum gekämpft, ein Vorschlagsrecht für die Wissenschaftler
im Sachverständigenrat für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen zu
bekommen. Wir haben es bekommen. Wir haben sogar selber einmal den Fehler
gemacht, Herrn Lauterbach vorzuschlagen.
Wir haben als Vorstand der Bundesärztekammer versucht, ein
An-Institut zu gründen, das sich dafür einsetzt, dass wir endlich in den Besitz
konkreter Wahrheiten gelangen. Das Problem mit der Versorgungsforschung kann
man in dem Satz zusammenfassen: Das Gefährliche an den Halbwahrheiten ist, dass
immer die falsche Hälfte geglaubt wird. Damit haben wir täglich zu kämpfen.
Hier bildet sich jetzt eine kritische Masse aus, die ich für gefährlich halte.
Da gibt es die einen, die meinen, es sei nicht Aufgabe der Ärztekammern,
Versorgungsforschung zu betreiben. Wenn Sie sich die gesetzlichen Grundlagen
der Landesärztekammern anschauen, werden Sie sehen, dass in dieser Meinung ein
Quäntchen Wahrheit steckt. Trotzdem müssen wir es tun, um uns zu wehren.
Dann gibt es andere, die wieder einmal sagen, nicht alle
Gruppen seien repräsentiert. Meine Damen und Herren, mit diesem Proporzargument
können Sie jeden Ansatz auf dieser Welt kaputtmachen. Wir sollten über unseren
Schatten springen!
(Beifall)
Dann gibt es diejenigen, die meinen, 750 000 Euro seien
zu viel. Sie haben Recht. Auch mir sind 750 000 Euro zu viel. Aber wenn
wir diese Summe nicht aufwenden, wird dieses Gebiet von anderen beackert und
wir würden wieder mit Halbwahrheiten konfrontiert.
Wieder andere sagen: Wir zahlen schon so viele Gebühren, wir
können unseren Kolleginnen und Kollegen nicht noch mehr aufladen. Bei
250 000 aktiven Ärzten und einer Summe von 750 000 Euro macht das
3 Euro pro Arzt aus. Das kann doch nun wirklich kein Argument sein!
(Beifall)
Dann gibt es diejenigen, die sagen, hier handele es sich um
Auftragsforschung und Auftragsforschung sei unanständig. Ja, meine Damen und
Herren, Auftragsforschung ist unanständig, wenn ich nicht der Auftraggeber bin.
Ich glaube, das hat uns Frau Ebert-Englert klar gesagt.
(Beifall)
Deshalb, liebe Kolleginnen und Kollegen, achten wir darauf,
dass hier nicht eine kritische Masse aus ganz vielen unterschiedlichen
Bedenkenträgern entsteht, die am Ende einen deletären politischen Prozess
einleitet: Die Ärztekammern, die Ärzte wollen keine Versorgungsforschung! Das
wäre schlimm. Deswegen müssen Sie den Antrag des Vorstands der
Bundesärztekammer unterstützen.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Vielen Dank,
Herr Montgomery. Jetzt bitte Frau Berendes aus Westfalen-Lippe.
|