TOP III: Förderung der Versorgungsforschung durch die Bundesärztekammer

2. Tag: Mittwoch, 4. Mai 2005 Nachmittagssitzung

Dr. Joas, Bayern:
Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Wir haben gehört: Unser Vorstand will die Versorgungsforschung. Dafür ist er gestern bereits von ministerieller Seite gelobt worden. Lassen Sie mich dennoch meine hausärztliche Einschätzung vortragen.

Herr Massing hat bereits festgestellt, dass in dem Vorabschreiben der Bundesärztekammer, für das ich mich bedanke, im Februar ganz eindeutig formuliert war, dass die Versorgungsforschung die Alltagsbedingungen aufgreifen und sozusagen die letzte Meile beobachten will, dass man die Nähe zur klinisch-praktischen Patientenversorgung sucht.

Herr Windau sagte heute, es handele sich nicht um einen Elfenbeinturm. Es freut mich natürlich, zu hören, dass ein genauer Blick auf unsere Arbeit geworfen werden soll. Die Auswahl der 16 Mitglieder spricht allerdings eine total andere Sprache. Unter den 16 Mitgliedern findet sich – fast als Feigenblatt – nur ein Allgemeinmediziner, nämlich Herr Professor Kochen. Alle anderen kommen aus Abteilungen, die so richtig an der vordersten Front des medizinischen Lebens stehen: Sozialforschung, Informatik, Medizinisches Controlling, Epidemiologie. Damit habe ich wirklich Probleme.

Von Herrn Kollegen Schwartz haben wir gehört: Unsere Vergütung wird natürlich auch davon abhängen, wie wir realitätsgerechte Daten bringen. Wenn ich dermaßen unterrepräsentiert bin, frage ich mich schon, was letztlich dabei herauskommen wird.

Vom Robert-Koch-Institut wurde heute noch einmal betont: Versorgungsforschung braucht Daten. Das ist klar. Es ist faszinierend, dass bereits große Datenmengen vorhanden sind, die verarbeitet werden müssen. Das finde ich sehr sympathisch. Das ist natürlich zu unterstützen.

Das, was an Beispielen zur Hypertonie und zur Vorsorgeuntersuchung vorgestellt wurde, war für mich in keiner Weise neu. Darüber habe ich schon lange und sehr häufig gelesen.

Bei den von Frau Kollegin Kurth vorgestellten Beispielen fehlte, dass vor einem Monat die Meldung durch die Presse ging, dass das Robert-Koch-Institut festgestellt hat, dass der Hausarzt als Lotse versagt habe. Das waren ganz aktuelle Daten von 1998! Es ist für mich schon ein wichtiger Hinweis, wenn man feststellt, dass mit der Versorgungsforschung auch eine gesundheitspolitische Einflussnahme erfolgen kann.

Ich sage noch einmal dezidiert: Die Zusammensetzung der 16 Mitglieder dieses Arbeitskreises stellt eine völlige Verschiebung der Verhältnisse dar. Deshalb unterstütze ich neben unserem Antrag 7 auch noch den Antrag 9.

Danke schön.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe:
Vielen Dank, Herr Kollege Joas. Wir müssen um 16.30 Uhr die Diskussion unterbrechen. Zuvor möchte ich Frau Professor Kurth und Herrn Professor Scriba noch einmal das Wort geben. Frau Kurth kann nur heute hier sein; Herr Scriba macht den Eindruck, als könne er morgen wieder anwesend sein, worüber ich mich sehr freue.

Jetzt zu einer Antwort bitte Frau Professor Kurth.

 

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