Dr. Hartmann, Westfalen-Lippe: Herr Präsident!
Meine Damen und Herren! Herr Jonitz, Sie haben gestern zitiert: Wichtig ist
aufm Platz. Darauf komme ich zurück. Wenn Politik Gesundheitsziele verfolgen
will und wenn die Versorgung eines der Ziele sein soll, müssen Ziele und Inhalt
von Versorgung dargelegt werden, insbesondre wenn solidarisch aufgebrachte
Mittel zur Verfolgung und Umsetzung dieser Ziele auf verantwortungsvolle Weise
eingesetzt werden sollen. Die Versorgungsforschung soll sich – so heißt es in
den vorab verschickten Unterlagen zu diesem Tagesordnungspunkt – unter anderem
im Rahmen der Input-Forschung mit Einflussfaktoren für den Eintritt in das
System befassen. Es sei daran erinnert, dass circa 80 Prozent aller
Patientenprobleme im ambulanten Sektor abschließend abgearbeitet werden. Wo
anders, wenn nicht dort, lassen sich Eintrittsfaktoren identifizieren?
Die Arbeitsgruppe zählt zu den uneingeschränkten Themenfeldern
von Versorgungsforschung die Inanspruchnahmeforschung, die Bedarfsforschung und
sonstige Untersuchungen zur Versorgungsepidemiologie.
Meine Damen und Herren, Versorgungsforschung ist unabdingbare
Erkenntnisbasis für die Ausgestaltung eines gerechten Systems der Versorgung
der Bevölkerung und von Einzelnen mit medizinischen Leistungen und Produkten.
Sie ist eine gesamtgesellschaftliche und nicht nur eine sozialpolitische
Aufgabe. Die dafür erforderlichen Mittel sind folgerichtig von der gesamten
Gesellschaft aufzubringen, damit sie in ihrem Interesse staatsunabhängig
stattfinden kann. Richtig und wichtig ist die Implementierung ärztlichen
Sachverstandes in die Versorgungsforschung und die Beteiligung der verfassten
Ärzteschaft ist die logische Voraussetzung dafür. Die Bereitstellung von finanziellen
Mitteln durch die Ärzteschaft kann demnach lediglich der Implementierung von
ärztlichem Sachverstand, nicht aber der eigentlichen Finanzierung und
Absicherung von Versorgungsforschung dienen. Bei der Institutionalisierung von
Versorgungsforschung sind die an der Versorgung unter Alltagsbedingungen
Beteiligten aus den historisch gewachsenen Sektoren der gegliederten
Versorgungswirklichkeit angemessen und in einem ausgewogenen Verhältnis von
Anfang an zu beteiligen, damit die wirklich versorgungsrelevanten
Versorgungsfragen gestellt werden.
Unter Berücksichtigung dieser Ausgangsbedingungen ist die
Zusammensetzung der Ständigen Koordinierungskommission Versorgungsforschung neu
auszurichten. Spätestens zum nächsten Deutschen Ärztetag ist von dieser neu
zusammengesetzten Gruppe ein Sachstandsbericht über erkennbar bisher geleistete
Versorgungsforschung bzw. Ansätze dazu zu erstellen und vorzutragen. Nur so ist
zu gewährleisten – da schließt sich der Kreis –, dass wir uns nicht nur aufm
Platz befinden, sondern künftig im Centrecourt spielen.
Vielen Dank.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Vielen Dank,
Herr Hartmann. Das war, wenn ich es richtig verstanden habe, eine schöne
Kombination von Fußball und Tennis.
Als nächster Redner bitte Herr Kötzle aus Nordrhein.
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