TOP III: Förderung der Versorgungsforschung durch die Bundesärztekammer

3. Tag: Donnerstag, 5. Mai 2005 Vormittagssitzung

Dr. Hartmann, Westfalen-Lippe:
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Jonitz, Sie haben gestern zitiert: Wichtig ist aufm Platz. Darauf komme ich zurück. Wenn Politik Gesundheitsziele verfolgen will und wenn die Versorgung eines der Ziele sein soll, müssen Ziele und Inhalt von Versorgung dargelegt werden, insbesondre wenn solidarisch aufgebrachte Mittel zur Verfolgung und Umsetzung dieser Ziele auf verantwortungsvolle Weise eingesetzt werden sollen. Die Versorgungsforschung soll sich – so heißt es in den vorab verschickten Unterlagen zu diesem Tagesordnungspunkt – unter anderem im Rahmen der Input-Forschung mit Einflussfaktoren für den Eintritt in das System befassen. Es sei daran erinnert, dass circa 80 Prozent aller Patientenprobleme im ambulanten Sektor abschließend abgearbeitet werden. Wo anders, wenn nicht dort, lassen sich Eintrittsfaktoren identifizieren?

Die Arbeitsgruppe zählt zu den uneingeschränkten Themenfeldern von Versorgungsforschung die Inanspruchnahmeforschung, die Bedarfsforschung und sonstige Untersuchungen zur Versorgungsepidemiologie.

Meine Damen und Herren, Versorgungsforschung ist unabdingbare Erkenntnisbasis für die Ausgestaltung eines gerechten Systems der Versorgung der Bevölkerung und von Einzelnen mit medizinischen Leistungen und Produkten. Sie ist eine gesamtgesellschaftliche und nicht nur eine sozialpolitische Aufgabe. Die dafür erforderlichen Mittel sind folgerichtig von der gesamten Gesellschaft aufzubringen, damit sie in ihrem Interesse staatsunabhängig stattfinden kann. Richtig und wichtig ist die Implementierung ärztlichen Sachverstandes in die Versorgungsforschung und die Beteiligung der verfassten Ärzteschaft ist die logische Voraussetzung dafür. Die Bereitstellung von finanziellen Mitteln durch die Ärzteschaft kann demnach lediglich der Implementierung von ärztlichem Sachverstand, nicht aber der eigentlichen Finanzierung und Absicherung von Versorgungsforschung dienen. Bei der Institutionalisierung von Versorgungsforschung sind die an der Versorgung unter Alltagsbedingungen Beteiligten aus den historisch gewachsenen Sektoren der gegliederten Versorgungswirklichkeit angemessen und in einem ausgewogenen Verhältnis von Anfang an zu beteiligen, damit die wirklich versorgungsrelevanten Versorgungsfragen gestellt werden.

Unter Berücksichtigung dieser Ausgangsbedingungen ist die Zusammensetzung der Ständigen Koordinierungskommission Versorgungsforschung neu auszurichten. Spätestens zum nächsten Deutschen Ärztetag ist von dieser neu zusammengesetzten Gruppe ein Sachstandsbericht über erkennbar bisher geleistete Versorgungsforschung bzw. Ansätze dazu zu erstellen und vorzutragen. Nur so ist zu gewährleisten – da schließt sich der Kreis –, dass wir uns nicht nur aufm Platz befinden, sondern künftig im Centrecourt spielen.

Vielen Dank.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe:
Vielen Dank, Herr Hartmann. Das war, wenn ich es richtig verstanden habe, eine schöne Kombination von Fußball und Tennis.

Als nächster Redner bitte Herr Kötzle aus Nordrhein.

 

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