Kötzle, Nordrhein: Herr Präsident! Liebe
Kolleginnen und Kollegen! Meine Damen und Herren! Ich bin noch ganz beeindruckt
von der gestrigen feurigen Rede von Herrn Montgomery, der ein Plädoyer für die
Versorgungsforschung gehalten hat. Aber ich glaube, das ist nicht das Problem,
das uns beschäftigt. Ich glaube, wir alle sind für die Versorgungsforschung,
weil die Epidemiologie bei uns mit Sicherheit nicht ausreichend ist. Wir
brauchen genauere Daten. Hier besteht überhaupt kein Dissens.
Die Frage, die zu stellen ist, lautet: Ist das, was uns bisher
als Konzept für die Versorgungsforschung vorgelegt wurde, ausreichend und
beschlussfähig? Da habe ich meine Zweifel, dass wir auf der Basis dessen, was
uns vorgelegt wurde, einen Beschluss fassen sollten.
Die Versorgungsrealität in unserem Lande sieht so aus, dass
etwa 94 Prozent der Versorgung im ambulanten Bereich stattfinden. Hier ist die
Frage zu stellen, ob die Versorgungsforschung, die staatsunabhängig ist, den
ambulanten Bereich entsprechend berücksichtigt. Hier geht es auch keineswegs um
die Differenzierung zwischen hausärztlicher und fachärztlicher Versorgung. Die
Zusammensetzung des Arbeitskreises scheint mir die eben erwähnten Relationen
nicht widerzuspiegeln. Wir haben die Forderung erhoben, dass dieser Arbeitskreis
zumindest paritätisch zusammengesetzt sein muss, damit der ambulante Bereich
entsprechend berücksichtigt wird.
Als initiale Themenfelder für eine erste Konkretisierung des
Förderprojekts werden genannt: die Implementierung von Leitlinien in den
ärztlichen Alltag, der Einfluss der Ökonomisierung der stationären und
ambulanten ärztlichen Leistung auf die Patientenversorgung und die Freiheit der
ärztlichen Tätigkeit sowie der Arztfaktor. Natürlich kann man darüber
diskutieren, ob dies ein Konzept ist, das ausreicht. Meiner Meinung nach reicht
es nicht aus. Wir sind gegenwärtig hinsichtlich der Versorgung im
niedergelassenen Bereich vor allem mit der steigenden Lebenserwartung und der
Multimorbidität beschäftigt, selbstverständlich in Verbindung mit der
Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen.
Wir alle leben im Rahmen bestimmter Bedingungen. Das kommt mir
bisher zu kurz. Hier wurde gefordert, die Wahrheit auf den Tisch zu legen. Dazu
gehört auch eine Analyse, wo unser Gesundheitswesen bisher vielleicht nicht
ökonomisch gewesen ist, ohne dass man deshalb eine Verringerung der Qualität befürchten
müsste.
Diese Fragen werden durch das vorgelegte Konzept meiner
Meinung nach nicht ausreichend beantwortet. Auch die Finanzierung ist nicht
sichergestellt. Deshalb bin ich dafür, den Antrag 6 zu unterstützen, dieses
Konzept an den Vorstand zu überweisen, damit später ein diese Fragen
berücksichtigendes Konzept vorgelegt wird. Ich meine, es ist zu früh, jetzt
darüber zu entscheiden.
Vielen Dank.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Danke schön,
Herr Kötzle. Jetzt bitte Frau Kollegin Lux aus Bayern.
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