Dr. Jonitz, Vorstand der Bundesärztekammer: Herr
Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Welchen Auftrag haben wir? Wir
vertreten die Interessen an einer hochwertigen und humanen Patientenversorgung.
Wir vertreten die Interessen der Ärzteschaft. Das steht in den Kammergesetzen
und dürfte in allen Bundesländern gleich sein.
Wie tun wir das? Wir tun das auf zwei Wegen. Der eine Weg
führt über die persönliche Autorität von gewählten Repräsentanten, die mit
Politikern, mit Krankenkassenvertretern, mit der Öffentlichkeit, mit den Medien
reden und mit ihrer Kompetenz, mit ihrem Auftritt versuchen, andere Menschen zu
überzeugen. In den „Tagesthemen“ hat man vorgestern sehr wohl darauf
hingewiesen, dass die Ärzteschaft momentan Probleme hat. Man hat es aber auch
nicht verabsäumt, die bösen, bösen Funktionäre zu erwähnen, die ja allzu viel
Geld bekommen. Dieses An-den-Pranger-Stellen der Ärzte als Geldverdiener, die
nur ihre eigenen Interessen verfolgen, zieht sich noch immer durch die Medien.
Das Ansehen der Ärzteschaft ist leider nach wie vor beschädigt. Wir verfügen
nicht mehr über unsere natürliche Autorität, um auf diesem Wege unsere
Argumente durchzubringen.
Wenn wir nicht mehr über die natürliche Autorität verfügen, um
zu überzeugen und Interessen zu vertreten, brauchen wir Fakten. Welche Fakten
haben wir denn? Der gestrige Wortbeitrag von Herrn Calles ist mir noch in guter
Erinnerung. Herr Calles, Sie haben völlig Recht: Es ist der Doktor draußen, der
die Versorgung gewährleistet. Das wird auch so bleiben. Das ist auch richtig
so. Aber was macht der Doktor da draußen? Über das, was er macht, wird wild
spekuliert, wild argumentiert. Letztlich wird die Arbeit in Misskredit
gebracht.
Um darzustellen, was er tut, und um andere Menschen mit Fakten
zu überzeugen, brauchen wir die Versorgungsforschung. Der Doktor draußen
braucht diese Versorgungsforschung, von uns angestoßen, damit er weiß, dass wir
seine Interessen tatsächlich vertreten und gegen die Politik verteidigen.
Ich habe einen Änderungsantrag zu Ihrem Antrag, Herr Clever,
eingebracht, der noch nicht umgedruckt vorliegt. Wir müssen die
Versorgungsforschung selbst machen, weil die Regierung es nicht tut. Sie hat
dies zwar versprochen, aber dieses Versprechen nicht eingehalten. Wir als
Ärzteschaft arbeiten selbstverständlich subsidiär.
Sie beschließen jetzt nicht, liebe Kolleginnen und Kollegen,
über sechsmal 750 000 Euro, sondern Sie beschließen grundsätzlich
politisch. Die konkrete Umsetzung erfolgt nach Maßgabe des Sinnvollen und wird
mit dem entsprechenden Sachverstand durchgeführt.
Ich danke für Ihre Unterstützung.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Schönen
Dank, Herr Jonitz. Als nächster Redner bitte Herr Scholz aus Hessen.
(Zuruf)
– Jetzt habe ich Herrn Scholz bereits aufgerufen. Auch
Geschäftsordnungsanträge müssen eigentlich schriftlich gestellt werden. Wir
sind manchmal etwas großzügig, aber man kann mit den Augen nicht an zwei
Stellen gleichzeitig sein. Ich hatte Herrn Scholz bereits aufgerufen und er hat
jetzt das Wort. Bitte schön.
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