TOP VII: Ärztliches Fehlermanagement/Patientensicherheit

3. Tag: Donnerstag, 5. Mai 2005 Nachmittagssitzung

Dr. Lipp, Sachsen:
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es sei mir erlaubt, darauf hinzuweisen, dass ein wenig Irritation darüber besteht, was denn eigentlich mit den Kassendaten gemacht wird. Sollen sie ausgewertet ankommen? Wird definiert, um welchen Fehler es sich handelt? Oder werden die Daten durch ein Gremium in der Bundesärztekammer bewertet? Da sind wir uns im Plenum etwas unsicher. Wenn die Daten bei der Bundesärztekammer bewertet werden, möchte ich dringend darum bitten, dass dabei in der Praxis arbeitende Niedergelassene eingebunden werden. In der Praxis gibt es ganz andere Arbeitsabläufe als in der Klinik. Die Arbeitsabläufe in der Klinik sind mit denen in der Praxis nicht vergleichbar. Es gibt auch ganz unterschiedliche Arbeitsmethoden. Nur derjenige Kliniker lacht nicht über einen in den Notdienst einweisenden Kollegen, der selber einmal draußen gearbeitet hat. Er wird besser verstehen können, dass man in einem Schlafzimmer mit einer 25 Watt starken Milchglasbirne einen Ikterus nicht erkannt hat.

Die Kliniker, die über die gesamte Technik verfügen können, sind sehr schnell mit der Aussage: Das ist ein Fehler, das hätte man sehen müssen. Hier müssen also niedergelassene Kolleginnen und Kollegen mit eingebunden werden.

Das gilt auch für die Therapie. Ich lese in irgendwelchen Zeitungen immer wieder, dass es bei der kindlichen Angina hinsichtlich des Penicillins eine Resistenz von 26 oder 30 Prozent gibt. Das ist Unsinn. In der Universitätsklinik mag das so sein. Bei einem Klinikchef, der lauter Kolibrifälle am Halse hat, die durch alle Roste hindurchgefallen sind, gibt es natürlich solche Resistenzen. Aber draußen im niedergelassenen Bereich kennen wir keine Penicillinresistenzen. Wir können seit 150 Jahren mit Penicillin therapieren.

(Zuruf)

– Gut, seit 70 oder 80 Jahren.

Wenn keine Praktiker in einem solchen Gremium sitzen, werden die Fehler sehr schnell falsch bewertet.

(Vereinzelt Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe:
Danke schön. Ich glaube, 1938 ist damit begonnen worden. Wir haben also bald die 70 Jahre erreicht.

Jetzt bitte Herr Dr. Scheiber aus Thüringen.

 

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