TOP VII: Ärztliches Fehlermanagement/Patientensicherheit

3. Tag: Donnerstag, 5. Mai 2005 Nachmittagssitzung

Dr. Lutz, Bayern:
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich spreche zum Antrag VII-2 und beziehe mich auf die Wortmeldung von Herrn Wyrwich. Ich glaube, man kann wohl nicht so ganz allgemein sagen, man lehne das generell ab. Meiner Ansicht nach kann ein Facharzt für Innere Medizin sehr wohl neurologische Notfalldiagnostik betreiben, um zu sehen, ob man den Fachmann im Hintergrund noch benötigt. Dasselbe gilt für die Chirurgen, was die Urologie betrifft.

Ich meine, man sollte den Antrag dahingehend ändern, dass man formuliert, dass fachübergreifende Bereitschaftsdienste im Rahmen der Weiterbildung im Interesse der Patienten nicht durchgeführt werden sollen. Derjenige, der im eigenen Fach noch keine Erfahrungen hat, ist natürlich weit überfordert, das andere mit zu erledigen. Aber für die Fachärzte gilt doch auch im niedergelassenen Bereich, dass jeder diese Dienste mitzumachen hat, auch in anderen Bereichen als seinem eigenen. Deswegen meine ich, dass die Einschränkung „im Rahmen der Weiterbildung“ aufgenommen werden sollte.

Vielen Dank.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe:
Danke schön. Jetzt bitte noch einmal Herr Dr. Reisp.

Dr. Reisp, Bayern:
So kann man aus einer Wortmeldung zwei Wortmeldungen machen!

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe:
Das ist keine zweite Wortmeldung, sondern eine geteilte Wortmeldung.

Dr. Reisp, Bayern:
Als Vorsitzender eines Kreisverbands habe ich immer wieder beobachten können, wie unsensibel und ungeschickt Kolleginnen und Kollegen nach einem Fehler mit den Geschädigten, mit den Patienten und vor allem auch mit deren Angehörigen umgehen. Ich glaube, auch hier besteht ein erheblicher Unterstützungs- und Hilfebedarf. Es gehört auch zum Fehlermanagement, dass man sich dann, wenn etwas passiert ist, korrekt verhält.

Danke.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe:
Vielen Dank für den Hinweis. In der Luftfahrt entstehen die häufigsten Unfälle bzw. Beinahe-Unfälle durch Kommunikationsprobleme, weil sich Menschen nicht verstehen. Wenn im Cockpit zwei Personen sitzen, die sich nicht mögen, passiert eher etwas, als wenn die beiden Personen miteinander harmonieren. Das gilt vielleicht auch am OP-Tisch. Das ist durchaus denkbar.

(Beifall)

Der folgenschwerste Crash der Luftfahrt, nämlich der Zusammenstoß zweier Jumbos im Nebel auf dem Flughafen von Teneriffa, ist durch ein Missverständnis zwischen Pilot und Copilot passiert. Der Pilot ist ohne Genehmigung gestartet, obwohl ihn der Copilot gewarnt hat. Dabei sind, glaube ich, über 600 Menschen ums Leben gekommen.

Das war ein ganz wichtiger Hinweis, Herr Reisp. Vielen Dank dafür.

Jetzt bitte Herr Scholz aus Hessen.

 

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